Von Potentialen und Problemen von MOOCs wurde in den letzten Jahren vielfältig berichtet. Während Kurse kontinuierlich statistisch ausgewertet wurden (s. Blogbeitrag von L. Ionica), blieben bis jetzt Studien zum Lernerfolg in MOOCs aus.
Wissenschaftler dreier Universitäten – MIT, Harvard University und Chinas Tsinghua University – haben sich dem Thema gewidmet und die Ergebnisse einer detaillierten quantitativen Studie in derInternational Review of Research in Open and Distance Learning publiziert.
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass
der Online-Unterricht im MOOC-Kursformat genauso effektiv wie der Unterricht im Präsenzkurs sein kann.
Lernende in MOOCs, unabhängig von ihrem Wissensstand zu Beginn des Kurses, einen Wissenszuwachs erwarten können.
In einem Artikel der MIT News behauptet Prof. Pritchard, das Kriterium für einen erfolgreichen Kurs beobachtet zu haben: Ausschlaggebend ist demnach der didaktische Ansatz eines Kurses und nicht die Unterscheidung ob ein Kurs Online oder Präsenz stattfindet. Beim erwähnten Ansatz „interactive engagement pedagogy“ interagieren Lernende bei der Bearbeitung ihrer Hausaufgaben in Kleingruppen.
Die Studie wurde einerseits mit Teilnehmern eines MOOCs für Physik durchgeführt. In dem MOOC haben sich aus 17.000 eingeschriebenen Personen 1.080 Personen für die Teilnahme an der Studie qualifiziert. Diese wurden ausgewählt, weil sie mehr als 50% der Kursaufgaben gelöst haben. 95% dieser Personen haben auch ein Zertifikat erworben. Zusätzlich konnten Daten von Studierenden einer Präsenzuniversität erhoben werden, an der der Kurs stattgefunden hat.
Für die Studie wurde eine an der MIT bewährte Methode, zur Untersuchung von Effektivität von traditionellen Präsenzkursen eingesetzt. Das Pre- und Post-Design beinhaltete 15 Fragen, die zu Beginn des Kurses und zum Ende des Kurses beantwortet wurden. Für die Auswertung der Pre- und Posttests sowie der wöchentlichen Übungen wurde die probabilistische Testtheorie angewendet.
Ausgehend von diesen Ergebnissen haben die Autoren zukünftige Forschungsfragen zu den individuellen Lernwegen aufgeworfen. Diese und andere Fragen können durchaus mit den Daten eines MOOC-Kurses beantwortet werden.
Im Rahmen des Verbundprojektes HET LSA werden an der OVGU damit bereits zum dritten Mal vielfältige kostenfreie hochschuldidaktische Veranstaltungsangebote und -formate für Lehrende und MitarbeiterInnen aller Verbundhochschulen in Sachsen-Anhalt organisiert. Schwerpunkte der angebotenen Veranstaltungen sind in diesem Jahr u. a. kompetenzorientiertes Prüfen und Großgruppenmethoden.
Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier.
Seit der Einführung der Bachelor-Master-Studiengänge werden Veranstaltungsformate wie Seminare, Übungen, Vorlesungen in s.g. Module organisiert. Zusätzlich zu den eben genannten Formaten enthalten Module einen nicht unerheblichen Anteil an Selbststudium. Gut darstellen lässt es sich am Beispiel des ASQs „Wirtschaft für Nichtwirtschaftswissenschaftler“ (5 LP) mit einem studentischen Arbeitsaufwand von 150 Stunden. In diesem ASQ wird das Kontaktstudium mit 30, das Selbststudium mit 105 und die Klausurvorbereitung mit 15 Stunden verrechnet.
Im Rahmen dieses Blog-Beitrags gilt das Interesse dem selbstgesteuerten Lernen und den Möglichkeiten seiner Integration in digitalen Lernumgebungen.
Verlaufen selbstgesteuerte Lernprozesse immer effektiv?
Nicht selten führen selbstgesteuerte Lernprozesse nicht zu den gewünschten Ergebnissen und es bleibt häufig unberücksichtigt, dass selbstgesteuertes Lernen eine intensive Beratung und Begleitung notwendig macht. Darüber hinaus sind die Aktivitäten der an Lernprozessen beteiligten Akteure nur unzureichend koordiniert (Bärenfänger, 2004). Auch führen selbstgesteuerte Lernprozesse häufig nicht zu den gewünschten Ergebnissen, weil die individuellen Gegebenheiten der Lernenden – etwa ihre jeweils unterschiedlichen Ziele, Motivationen, Begabungen, Lernstile und ihr Vorwissen– nicht angemessene Berücksichtigung finden. Schließlich müssen in der Regel bei den Lernenden erst die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, mit den neu entstandenen Spielräumen umzugehen (Friedrich, 2002).
Was genau ist das selbstgesteuerte Lernen?
Sowohl in der englischsprachigen als auch in der deutschen Literatur zum selbstgesteuerten Lernen lassen sich viele Definitionen finden. Im Folgenden wurde eine Definitionen ausgewählt, bei der sich die Komplexität und der Facettenreichtum des selbstgesteuerten Lernens widerspiegelt:
Nach Knowles (1980) ist selbstgesteuertes Lernen ein Prozess, bei dem „… der Lerner – mit oder ohne Hilfe anderer – initiativ wird, um seine Lernbedürfnisse festzustellen, seine Lernziele zu formulieren, menschliche und dingliche Ressourcen für das Lernen zu identifizieren, angemessene Lernstrategien zu wählen und zu realisieren und um die Lernergebnisse zu evaluieren“ (Knowles, 1980, S. 18; Übers. durch Friedrich & Mandl, 1997).
Welche Anforderungen setzen Selbstlernprozesse an Studierende?
Bei näherer Betrachtung der Aspekte der Definition lässt sich feststellen, das Selbststudium setzt mehr Anforderungen an den Studierenden und sie werden mit anderen Aufgaben als im traditionellen Unterricht konfrontiert. In diesem Zusammenhang hat Simons (1992) das Anforderungsprofil eines selbstgesteuerten Lernenden herausgearbeitet. Folgende Aufgaben eines Lernenden lassen sich identifizieren:
Das Lernen vorbereiten
Die Lernhandlung durchführen
Das Lernen mit Hilfe und Kontroll- und Eingreifstrategien regulieren
Die Lernleistung bewerten
Die Motivation und die Konzentration aufrechterhalten
Wie können Selbstlernmodule gestaltet werden, um das Lernen zu fördern?
Friedrich/Mandl (1997) erwähnen in ihrem Beitrag die Gestaltung der Lernumgebungen als Maßnahme zur Förderung der Selbstlernkompetenz. Unter Lernumgebungen verstehen Friedrich/Mandl (1997:258) „das Arrangement der äußeren Lernbedingungen (Personen und Institutionen, Geräte und Objekte, Symbole und Medien, Informationsmitte und Werkzeuge) und Instruktionsmaßnahmen (Lernaufgaben, Sequenz der Lernschritte, Methoden u.a.), die Lernen ermöglichen und erleichtern.“ Vorausgesetzt wird, dass die Lernumgebung durch ihre Konzeptionsart das selbstgesteuerte Lernen fördert und ermöglicht (Friedrich/Mandl, 1997:258).
Welche Aspekte des Lernens müssten beim selbstgesteuerten Lernen in Online-Lernumgebungen berücksichtigt werden?
Studierende müssten die Gelegenheit erhalten, eigene Lernbedürfnisse festzustellen: Identifikation des persönlichen Lernziels, im Sinne des Erwerbs einer persönlichen Kompetenz;
Selbstständig Teilziele für das jeweilige Lernvorhaben treffen können: Ermittlung der inhaltlichen Teilziele als Voraussetzung für das Erreichen des Hauptziels;
Aktive Einbeziehung im Lernprozess: Inhaltliche Planung und Vorbereitung der einzelnen Hausaufgaben;
Lernressourcen: Sinnvolle Koordination der Ressourcen, Medien und Lernmaterialien durch die Studierende;
Selbständig die zeitlichen Planung übernehmen: Erwerb von Kompetenzen aus dem Bereich Zeit- und Projektmanagement;
Monitoring des Lernens: Lehrende stellen Instrumente zur (Selbst-) Evaluation bereit. Studierende erfahren so, ob ihr anvisiertes Lernziel erreicht wurde.
Berücksichtigung methodischer Aspekte: Vermittlung u.a. von Wissen über Lernprozesse, Lernstrategien, Methoden.
Im folgenden werden einige Beispiele aus Ilias-Kursen vorgestellt.
Dieses Modul gliedert den Lernprozess nach: 1. Lernplanung, 2. Überwachung meines Lernprojekts, 3. Meine Lernevaluation Dieses Modul gliedert den Lernprozess nach: 1. Lernplanung, 2. Überwachung meines Lernprojekts, 3. Meine Lernevaluation
Literatur
Bärenfänger, Olaf. (2004). Fremdsprachenlernen durch Lernmanagement: Grundzüge eines projektbasierten Didaktikkonzepts. Fremdsprachen Lehren und Lernen, 33, 251-267.
Friedrich, H.F. & Mandl, H. (1997). Analyse und Förderung selbstgesteuerten Lernens. In F.E. Weinert & H. Mandl (Hrsg.), Psychologie der Erwachsenenbildung (Enzyklopädie der Psychologie, D, Serie I, Pädagogische Psychologie, Band 4: Erwachsenenbildung, S. 237-293). Göttingen: Hogrefe.
Glowalla, U., Glowalla, G. & Kohnert, A. (2002). Studierverhalten in Online-Bildungsangeboten. In Issing, J.L. & Klimsa, P (Hrsg.),Information und Lernen mit Multimedia und Internet: Lehrbuch für Studium und Praxis, S. 359-372.) Verlagsgruppe Beltz: Weinheim.
Simons, P. R. J. (1992). Lernen selbständig zu lernen – ein Rahmenmodell. In H. Mandl & H. F. Friedrich (Hrsg.), Lern- und Denkstrategien. Analyse und Intervention. Göttingen: Hogrefe.
Um das besondere Engagement der Lehrenden für die Entwicklung und Anwendung multimedialer Lehrkonzepte und –methoden zu honorieren und zu fördern, wird in diesem Jahr erstmalig der „@ward – Preis für multimediales Lehren und Lernen“ für Lehrende an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verliehen.
Bewerbungen können noch bis einschließlich heute (30. September 2014) eingereicht werden. Ausführliche Informationen zum Ablauf und den Bedingungen der Bewerbung finden Sie im Blog und auf der Internetseite des @LLZ.
Tafel und Kreide gehörten Jahrhunderte lang ganz selbstverständlich zum Schulunterricht. Seit einigen Jahren werden sie jedoch zunehmend ersetzt – interaktive Whiteboards (IWB) machen der Kreidetafel in vielen Schulen Konkurrenz. Über 60 Prozent der Schulen in Deutschland besaßen bereits im Jahr 2011 mindestens eines dieser Geräte (vgl. Initiative D21, 2011). Pädagogisch sinnvoll einsetzbar sind IWBs jedoch nur, wenn die Lehrkräfte mit den Geräten sowohl hinsichtlich technischer aber auch didaktischer Aspekte sicher umgehen können (siehe auch Szalai, Atkins & Müller, 2013).
Um vor diesem Hintergrund eine systematische Ausbildung der Lehramtsstudierenden der MLU zu ermöglichen, begannen das @LLZ und das Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) der Uni Halle im Rahmen einer Kooperation bereits im vergangenem Semester Schulungen am IWB anzubieten. Diese wurden von den Lehramtsstudierenden sehr gut angenommen und werden daher im WiSe 2014/15 weitergeführt.
Das nächste Ziel ist nun, eine stärkere Integration der Fachdidaktiken zu erreichen. Denkbar wäre bspw. eine Verzahnung der fachdidaktischen Ausbildung an der Tafel (Stichwort Tafelbild) und der stärker technisch-funktional ausgerichteten Ausbildung am interaktiven Whiteboard durch LLZ/ZLB oder auch die Entwicklung von spezifischen Anwendungsszenarien in den fachdidaktischen Veranstaltungen.
Um gemeinsam die Potentiale auszuloten und ein Konzept hierfür zu erarbeiten, laden wir alle interessierten Lehrenden ganz herzlich ein, an einem Treffen am 29.09.2014 um 14 Uhr im @LLZ (Hoher Weg 8, Raum 0417) teilzunehmen. Bitte geben Sie uns eine kurze Rückmeldung per Mail, wenn Sie dabei sein können.
Literatur
Initiative D21 e.V. (Hrsg.) (2011). Bildungsstudie. Digitale Medien in der Schule. Eine Sonderstudie im Rahmen des (N)Onliner Atlas 2011. Online verfügbar unter http://www.initiatived21.de/wp-content/uploads/2011/05/NOA_Bildungsstudie_140211.pdf
Szalai, Atkins & Müller (2013). Peer2Peer Teaching. Ein nachhaltiges Angebot zum eigenverantwortlichen Kompetenzerwerb an der interaktiven Tafel. Hamburger eLearning-Magazin, 12, S. 26-27. Online verfügbar unter http://www.uni-hamburg.de/elearning/hamburger-elearning-magazin-12.pdf