Social Media und Web 2.0 im Medizinstudium

Quelle: jfcherry CC BY-SA 2.0 (http://flic.kr/p/ak9xY6)
Quelle: jfcherry CC BY-SA 2.0 (http://flic.kr/p/ak9xY6)

Die Schlagworte Social Media und Web 2.0 begegnen uns im Alltag immer wieder. Auch Lehrenden und Studierenden sollten diese Begriffe nicht fremd sein, gehen doch viele von ihnen in der Regel inzwischen tagtäglich damit um.

Doch was verbirgt sich dahinter? Wurden Webseiten des im Nachhinein so bezeichneten Web 1.0  von einzelnen Spezialisten bereitgestellt und gepflegt und von der großen Masse der Internetsurfer passiv gelesen, haben diese im Web 2.0 die Möglichkeit, ohne große Programmierkenntnisse zu besitzen, eigene Seiten aktiv zu gestalten. Die Menge an Personen, die sich aktiv an der Gestaltung des weltweiten Netzes beteiligen können und dies auch tun, steigt kontinuierlich an.

Aktiv meint hier Informationen oder Meinungen in einer Gemeinschaft zu verbreiten und zu teilen. Je nach Interessenlage finden sich in sogenannten sozialen Netzwerken Gruppen zusammen, die ihr Wissen austauschen und sich gegenseitig unterstützen ohne dafür eine finanzielle Gegenleistung zu erwarten. Die Nutzer brauchen dazu weder Programmier- oder Layoutkenntnisse. Sie verwenden die Tools, die einfach bedienbar sein sollten und verfassen damit eigene Beiträge (fast wie von) selbst. Soziale Medien sind dann die Summe aus Plattformen und Netzwerken, die soziale Interaktion ermöglichen.

Eine Kurzformel könnte lauten: Nutzer erstellen, bearbeiten und verteilen Informationen selbst und können mit vielen darüber kommunizieren.

Studierende, deren Universitäten diese Tools bereits in der Lehre einsetzen, sind motivierter und diskutieren lebhafter. Die Kommunikation in Kleingruppen außerhalb der Universität wird erleichtert und effektiver (vgl. Hollinderbäumer, 2013, S. 2). So liegt es nahe, auch im Medizinstudium Social Media und Web 2.0 Werkzeuge zu verwenden, um die künftigen Ärzte zur Reflektion und Konstruktion von Wissen anzuregen, damit sie für ihren Berufsalltag im Spannungsfeld von Informationsflut und durch das Netz informierte Patienten gut gerüstet sind.

Mit Hilfe einer systematischen Literaturrecherche gingen die Autoren daher der Frage nach: Welche Werkzeuge werden „für welche Lehr- und Lernformen […] in der derzeitigen medizinischen Ausbildung eingesetzt“ (Hollinderbäumer, 2013, S. 2)?

Die Recherche ergab 20 relevante Studien zu der Thematik. Die Abbildung 2 zeigt die in diesen Studien am häufigsten beschriebenen Werkzeuge.

Web 2.0 ToolsSie unterstützen spezielle Lehr-Lernformen wie das Problemorientierte Lernen (PoL), bei dem in Kleingruppen fiktive Patientenfälle gemeinsam bearbeitet werden. Die am häufigsten beschriebenen werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Social Networking Sites helfen dabei den Kontakt zu den Lehrenden zu halten bzw. neben den üblichen Kommunikationswegen herzustellen. Es wurde beschrieben, dass sich Studierende im Internet eher trauen Fragen zu stellen oder an einer Diskussion teilzunehmen als im persönlichen Kontakt. Wie diese Änderung in der Kommunikation zu bewerten ist, überlässt die Autorin an dieser Stelle gerne dem Leser. Vorteilhaft an diesem Phänomen ist jedoch, dass viele die Antwort des Lehrenden auf eine Frage sehen und davon profitieren können, falls sie dieselbe Frage hatten oder noch keine eigenen Überlegungen zu diesem Aspekt angestellt haben. Über diese Art von Internetseiten erfolgt eine schnelle Weitergabe von Informationen sowie eine Erleichterung in der Organisation von Projekten und Kleingruppenarbeiten.

Podcast wurden häufig als Angebot zur Nachbereitung von Lehrveranstaltungen von den Studierenden genutzt. Sie tun dies durch dieses Medium motivierter als nur mit reinen Präsentationsfoliensätzen, da sich im Videopodcast z.B. der Gesamtkontext eines besprochenen Themas besser erfassen und einordnen lässt. Insbesondere ergab sich ein positiver Effekt beim Erlernen praktischer Fertigkeiten. An der Medizinischen Fakultät in Halle setzen Lehrende kurze Videopodcasts beispielsweise im Lernmodul zur ergonomischen Arbeitsweise in der Zahnmedizin, als auch bei der Vorbereitung auf OSCE-Prüfungen an den Lernstationen im SkillsLab des Dorothea-Erxleben-Lernzentrum Halle ein.

Durch die Verwendung von Wikis und Blogs haben Studierende und Lehrende eine Möglichkeit sich schnell zu bestimmten Themenbereichen auszutauschen. Über ein Wiki können Lehrende Materialien an ihre Studierenden verteilen und mit ihnen in eine interaktive Diskussion treten. Die Nutzung von Wikis fördert ein vertieftes Lernen bei den Studierenden, indem diese kritisches Lesen erlernen, sich im analytischen Denken und klarerem Schreiben üben. Blogs können als ergänzende bzw. reflektierende Logbücher zum Beispiel im Praktischen Jahr eingesetzt werden (vgl. Hollinderbäumer, 2013, S. 4).

YouTube steht in dem Review stellvertretend für kurze Video Streams. Diese tragen zur Erhöhung der Aufmerksamkeit bei, da sie anschaulich Fertigkeiten zeigen und Verhaltensmuster realitätsnah darstellen. Neue Möglichkeiten für Trainings wäre die eigene gemeinsame Erstellung von Videos durch die Studierenden, da dabei neben fachlichen Inhalten auch soziale Fertigkeiten wie Arbeiten und Kommunizieren im Team (vgl. Hollinderbäumer, 2013, S. 4) erlernt und trainiert werden können.

Die Verwendung der vorgestellten Social Media und Web 2.0 Werkzeuge können also dazu beitragen, dass Medizinstudierende sich bereits in ihrer Ausbildung Fertigkeiten zur Kommunikation und Teamfähigkeit aneignen, die sie sowohl im sozialen als auch im beruflichen Kontext benötigen werden.

Literatur:

Hollinderbäumer A, Hartz T, Ückert F. Lehre 2.0 – Wie werden Social Media und Web 2.0 in die medizinische Ausbildung eingebunden? Ein systematischer Literaturüberblick. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(1):Doc14.

 

Praxisnah erklärt – Lernmodul führt Medizinstudierende in die Literaturrecherche mit PubMed ein

Die Literaturrecherche begegnet jedem angehenden Mediziner im Studium spätestens, wenn die Doktorarbeit zu schreiben ist. Aber auch im späteren Berufsleben wird die Frage „Wie finde ich geeignete Literatur zu einem medizinischen Problem?“ ein häufiger Begleiter sein.

Um allen Medizinstudierenden das Vorgehen bei einer strukturierten Literaturrecherche zu vermitteln, setzt das Querschnittsfachs Q1 ein Blended-Learning-Angebot ein. Das Fach besteht aus einer wöchentlichen Vorlesung mit begleitendem Seminar. Seit dem Wintersemester 2011 widmet sich ein Seminartermin der Literatursuche und findet direkt im Computerpool der Zweigbibliothek Klinikum Kröllwitz statt. Frau Dr. Karin Stukenbrock, Leiterin der Zweigbibliothek, konzipierte zusammen mit Prof. Andreas Stang des Instituts für Klinische Epidemiologie ein Lernmodul, das die Studierenden als Vorbereitung auf das Seminar über die Plattform ILIAS online durcharbeiten.

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Logo von PubMed

Das Lernmodul beginnt mit einer allgemeinen Einführung in die Thematik. Anschließend wird eine alltägliche medizinische Fragestellung vorgestellt. Anhand dieses Beispiels wird gezeigt, wie in der Literaturdatenbank PubMed nach geigeneten Fachartikeln gesucht wird. PubMed ist die bekannteste und in der Medizin am meisten genutzte Recherchemöglichkeit.

Als Highlight des Lernmoduls werden die einzelnen Schritte der Recherche in kurzen Screencasts (Bildschirmvideos) erläutert. Neben der Vorbereitung und Durchführung einer strukturierten Recherche werden insbesondere die Möglichkeiten vorgestellt, wie die Artikel zu den Treffern über die Universitäts- und Landesbibliothek gefunden werden können.

Im Frühjahr 2013 änderte sich die Oberfläche von PubMed nicht nur im Aussehen, sondern es kamen auch neue Funktionen hinzu. Daraufhin wurden die Screencasts im Sommer komplett überarbeitet und neu aufgenommen. Somit können die Studierenden im kommenden Wintersemester 2013/2014 mit der aktuellen Version sowohl im Lernmodul als auch im Seminar arbeiten.

Lernmodul Literaturrecherche
Seite aus dem Lernmodul – Kapitel Durchführung einer Recherche

 

ILIAS-Lernmodul zur Behandlungsergonomie wird ab Sommer in der Zahnmedizin eingesetzt

In der vorlesungsfreien Zeit im Sommer 2013 wird es voraussichtlich soweit sein. Studierende der Zahnmedizin erhalten die Möglichkeit in einem Blended Learning Arrangement ein ergonomisches Behandlungskonzept zu erlernen. Die Sektion Zahnärztliche Propädeutik der Universitätspoliklinik für Zahnärztliche Prothetik und die AG Medizin des @LLZ entwickelten dafür ein zweiteiliges Weiterbildungsangebot. Es besteht aus einer Online- und einer sich anschließenden Präsenzphase und richtet sich an alle Studierende der Zahnmedizin, die einen Weiterbildungsbedarf für ihre Behandlungsergonomie haben.

Während der Onlinephase erarbeiten sich die Studierenden die Grundlagen des ergonomischen Konzepts mit Hilfe eines Lernmoduls auf der Plattform ILIAS. Aufgeteilt in mehrere Kapitel führen kurze Texte gespickt mit entsprechenden Abbildungen und Fotos in das ergonomische Behandeln ein. Fragen zum Selbstprüfen schließen die ersten Kapitel ab.

Als Kernstücke des Lernmoduls folgen Vorübungen per Videocasts, die eigens für dieses Lernmodul nach den Vorgaben der Lehrenden gedreht wurden. Die Übungen führen die Studierenden in Vorbereitung auf die Präsenzphase selbstständig durch. Sie entwickeln dadurch bereits ein Gefühl für diese Behandlungsweise und machen sich mit den Begrifflichkeiten vertraut.

In der Präsenzphase bauen die Lehrenden auf diesem Vorwissen auf. Sie haben mehr Zeit mit den Studierenden weitere Übungen durchzuführen und dabei direkt Feedback zum ergonomischen Behandeln zu geben. Die Studierenden können auf diese Weise das für sie neue Behandeln intensiv trainieren.

Nähere Informationen zum genauen Zeitpunkt der Weiterbildung und den Zugangsmodalitäten erhalten die Studierenden in den nächsten Wochen von den Lehrenden der Zahnärztlichen Propädeutik.

Startseite des Lernmoduls
Einführung ins Thema

 

 

 

AG-Medizin@LLZ

Im Rahmen einer innerfakultären Projektförderung initiierten 2009 drei Professoren der Medizinischen Fakultät das Hallesche Medizinische eLearning – kurz HaMeeL. Studierende sollten neben der curricularen Präsenzlehre ergänzende eLearning-Angebote nutzen können. Dafür mussten zunächst in der Pilotphase die Rahmenbedingungen für die Entwicklung von E-Learning-Angeboten geklärt werden, die inhaltliche, rechtliche und technische Aspekte betrafen.

HaMeeL-Guide

Daraufhin konnten verschiedene Angebote in den Plattformen Stud.IP und ILIAS realisiert werden. Es entstanden zunächst für die Veranstaltungen der Initiatoren Lernmodule und Selbsttests als Prüfungsvorbereitung und Vertiefungsmöglichkeiten. Im Laufe der Zeit wuchs die HaMeeL-Initiative um neue Kooperationspartner aus verschiedenen Einrichtungen der Medizinischen Fakultät an. Zu den regelmäßigen HaMeeL-Treffen kommen inzwischen mehr als 10 Lehrende der Fakultät. In Zusammenarbeit mit der Zweigbibliothek Medizin konnte auch ein Lernmodul zur Literaturrecherche mit PubMed verwirklicht werden. Weitere Angebote, wie Podcasts zu grundlegenden Arbeitsweisen eines Mediziners, sind teilweise schon umgesetzt oder befinden sich in der Konzeptionsphase.

Die gemachten Erfahrungen bei der Konzeption und Umsetzung von E-Learning-Angeboten wurden in dem Handbuch „HaMeeL-Guide“ zusammengetragen und jeder Einrichtung der Medizinischen Fakultät zur Verfügung gestellt. Weitere Exemplare können über den Buchhandel bezogen werden.

Die Fachgruppe Medizin am @LLZ versteht sich als Ansprechpartner für die Medizin, um den Lehrenden mit Hilfe zur Selbsthilfe bei der Umsetzung multimedialer Angebote beratend zur Seite zu stehen.