Die Schlagworte Social Media und Web 2.0 begegnen uns im Alltag immer wieder. Auch Lehrenden und Studierenden sollten diese Begriffe nicht fremd sein, gehen doch viele von ihnen in der Regel inzwischen tagtäglich damit um.
Doch was verbirgt sich dahinter? Wurden Webseiten des im Nachhinein so bezeichneten Web 1.0 von einzelnen Spezialisten bereitgestellt und gepflegt und von der großen Masse der Internetsurfer passiv gelesen, haben diese im Web 2.0 die Möglichkeit, ohne große Programmierkenntnisse zu besitzen, eigene Seiten aktiv zu gestalten. Die Menge an Personen, die sich aktiv an der Gestaltung des weltweiten Netzes beteiligen können und dies auch tun, steigt kontinuierlich an.
Aktiv meint hier Informationen oder Meinungen in einer Gemeinschaft zu verbreiten und zu teilen. Je nach Interessenlage finden sich in sogenannten sozialen Netzwerken Gruppen zusammen, die ihr Wissen austauschen und sich gegenseitig unterstützen ohne dafür eine finanzielle Gegenleistung zu erwarten. Die Nutzer brauchen dazu weder Programmier- oder Layoutkenntnisse. Sie verwenden die Tools, die einfach bedienbar sein sollten und verfassen damit eigene Beiträge (fast wie von) selbst. Soziale Medien sind dann die Summe aus Plattformen und Netzwerken, die soziale Interaktion ermöglichen.
Eine Kurzformel könnte lauten: Nutzer erstellen, bearbeiten und verteilen Informationen selbst und können mit vielen darüber kommunizieren.
Studierende, deren Universitäten diese Tools bereits in der Lehre einsetzen, sind motivierter und diskutieren lebhafter. Die Kommunikation in Kleingruppen außerhalb der Universität wird erleichtert und effektiver (vgl. Hollinderbäumer, 2013, S. 2). So liegt es nahe, auch im Medizinstudium Social Media und Web 2.0 Werkzeuge zu verwenden, um die künftigen Ärzte zur Reflektion und Konstruktion von Wissen anzuregen, damit sie für ihren Berufsalltag im Spannungsfeld von Informationsflut und durch das Netz informierte Patienten gut gerüstet sind.
Mit Hilfe einer systematischen Literaturrecherche gingen die Autoren daher der Frage nach: Welche Werkzeuge werden „für welche Lehr- und Lernformen […] in der derzeitigen medizinischen Ausbildung eingesetzt“ (Hollinderbäumer, 2013, S. 2)?
Die Recherche ergab 20 relevante Studien zu der Thematik. Die Abbildung 2 zeigt die in diesen Studien am häufigsten beschriebenen Werkzeuge.
Sie unterstützen spezielle Lehr-Lernformen wie das Problemorientierte Lernen (PoL), bei dem in Kleingruppen fiktive Patientenfälle gemeinsam bearbeitet werden. Die am häufigsten beschriebenen werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Social Networking Sites helfen dabei den Kontakt zu den Lehrenden zu halten bzw. neben den üblichen Kommunikationswegen herzustellen. Es wurde beschrieben, dass sich Studierende im Internet eher trauen Fragen zu stellen oder an einer Diskussion teilzunehmen als im persönlichen Kontakt. Wie diese Änderung in der Kommunikation zu bewerten ist, überlässt die Autorin an dieser Stelle gerne dem Leser. Vorteilhaft an diesem Phänomen ist jedoch, dass viele die Antwort des Lehrenden auf eine Frage sehen und davon profitieren können, falls sie dieselbe Frage hatten oder noch keine eigenen Überlegungen zu diesem Aspekt angestellt haben. Über diese Art von Internetseiten erfolgt eine schnelle Weitergabe von Informationen sowie eine Erleichterung in der Organisation von Projekten und Kleingruppenarbeiten.
Podcast wurden häufig als Angebot zur Nachbereitung von Lehrveranstaltungen von den Studierenden genutzt. Sie tun dies durch dieses Medium motivierter als nur mit reinen Präsentationsfoliensätzen, da sich im Videopodcast z.B. der Gesamtkontext eines besprochenen Themas besser erfassen und einordnen lässt. Insbesondere ergab sich ein positiver Effekt beim Erlernen praktischer Fertigkeiten. An der Medizinischen Fakultät in Halle setzen Lehrende kurze Videopodcasts beispielsweise im Lernmodul zur ergonomischen Arbeitsweise in der Zahnmedizin, als auch bei der Vorbereitung auf OSCE-Prüfungen an den Lernstationen im SkillsLab des Dorothea-Erxleben-Lernzentrum Halle ein.
Durch die Verwendung von Wikis und Blogs haben Studierende und Lehrende eine Möglichkeit sich schnell zu bestimmten Themenbereichen auszutauschen. Über ein Wiki können Lehrende Materialien an ihre Studierenden verteilen und mit ihnen in eine interaktive Diskussion treten. Die Nutzung von Wikis fördert ein vertieftes Lernen bei den Studierenden, indem diese kritisches Lesen erlernen, sich im analytischen Denken und klarerem Schreiben üben. Blogs können als ergänzende bzw. reflektierende Logbücher zum Beispiel im Praktischen Jahr eingesetzt werden (vgl. Hollinderbäumer, 2013, S. 4).
YouTube steht in dem Review stellvertretend für kurze Video Streams. Diese tragen zur Erhöhung der Aufmerksamkeit bei, da sie anschaulich Fertigkeiten zeigen und Verhaltensmuster realitätsnah darstellen. Neue Möglichkeiten für Trainings wäre die eigene gemeinsame Erstellung von Videos durch die Studierenden, da dabei neben fachlichen Inhalten auch soziale Fertigkeiten wie Arbeiten und Kommunizieren im Team (vgl. Hollinderbäumer, 2013, S. 4) erlernt und trainiert werden können.
Die Verwendung der vorgestellten Social Media und Web 2.0 Werkzeuge können also dazu beitragen, dass Medizinstudierende sich bereits in ihrer Ausbildung Fertigkeiten zur Kommunikation und Teamfähigkeit aneignen, die sie sowohl im sozialen als auch im beruflichen Kontext benötigen werden.
Literatur:
Hollinderbäumer A, Hartz T, Ückert F. Lehre 2.0 – Wie werden Social Media und Web 2.0 in die medizinische Ausbildung eingebunden? Ein systematischer Literaturüberblick. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(1):Doc14.