Abenteuer E-Learning: Von einem Geisteswissenschaftler, der auszog, Physik zu lernen, und Spaß dabei hatte (1/2)

ein Artikel von Maike Küper, Studierende der Interkulturellen Europa- und Amerikastudien und studentische Hilfskraft am @LLZ

Derzeit ist der große Trend E-Learning in aller Munde, und das ist vollkommen nachvollziehbar. Die Versprechungen klingen fast zu gut, um wahr zu sein: Wir können immer und überall alles lernen, können Geschichtsvorlesungen aus Harvard und Mathematikvorlesungen vom MIT hören, uns mit Serious Games in die Welt der Mediziner hinein versetzen und bei Youtube ein paar Brocken jeder Sprache lernen, die uns einfällt. Die kritische Frage, die sich jedoch stellt ist: Tun wir das auch? Haben wir wirklich die Motivation und die Disziplin, uns ernsthaft mit diesen Themen zu beschäftigen, statt nur fünf Minuten in eine Online-Vorlesung zu schauen, um einmal einen Professor einer amerikanischen Elite-Universität live zu erleben?

Da ich mich genau dabei oft genug ertappt habe, entstand die Idee zu diesem Artikel. Bei einer Unterhaltung mit Freunden, die Ingenieurswissenschaften studieren, fiel mir zum wiederholten Male auf, dass meine Kenntnisse in Physik doch beschränkter sind, als mir lieb ist. Dies wollte ich ändern. Ich durchforstete also das Internet nach einem Kurs, der einem interessierten, aber nicht unbedingt naturwissenschaftlich geneigten Menschen wie mir einen Einstieg in das Thema bot, der sowohl lehrreich als auch zumindest ein bisschen unterhaltsam sein sollte.

Einführung von Dozent Andy Brown¹

Bei der Suche nach einem Online-Physik-Kurs standen mir verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Da ich die Entwicklung von Online-Vorlesungen einiger amerikanischer Universitäten vor ein paar Jahren ein wenig verfolgt und allgemein das Gefühl habe, dass die anglophonen Länder beim E-Learning schon etwas weiter sind, suchte ich nach englischsprachigen Angeboten und hatte bei meinen Anforderungen einiges schnell aussortiert. Ich suchte nicht nach einer Präsenz-Veranstaltung, die einfach aufgenommen und ins Internet gestellt worden war. Stattdessen stellte ich mir einen interaktiven Kurs vor, der mich nicht unbedingt an meine eigenen Lehrveranstaltungen erinnern sollte – schließlich ging es hier um meine Freizeit. Darüber hinaus war es mir wichtig, ein flexibles Angebot zu finden, das ich jederzeit unterbrechen konnte, aber trotzdem eine hohe Qualität bot und natürlich nichts kosten sollte. Die Plattform Coursera, die mir wegen ihrer großen Auswahl an Online-Kursen in den verschiedensten Fächern schon bekannt war, stellt aber zum Beispiel nur Kurse in festen Zeiträumen zur Verfügung. Als ich den Kurs „Introduction to Physics“ auf der Plattform Udacity fand, war er mir direkt sympathisch: Er erschien mir sehr unkompliziert und trotzdem gut strukturiert, so dass ich beschloss, ihn auszuprobieren.

Udacity wurde erst 2012 gegründet, unter anderem von dem Deutschen Sebastian Thrun, der bis 2011 an der Stanford University lehrte, sich dann aber wegen anderer Projekte von der Lehrtätigkeit befreien ließ. Zurzeit sind die Kurse vor allem aus den Bereichen Mathematik, Informatik und Statistik, weitere sollen aber folgen. Eine Besonderheit von Udacity ist (bislang) die Unabhängigkeit von Universitäten. Die Videos und Aufgaben werden eigens von den Dozenten für die Online-Lehre erstellt, so dass die Art und Weise der Stoffvermittlung perfekt an das „Medium“ Internet angepasst ist, was für mich ein entscheidender Faktor für die hohe Qualität dieses Kurses ist.

Bei dem Physik-Kurs meiner Wahl handelt es sich um einen Einführungskurs, in dem in kurzweiligen Videos anhand der Frage, wie man seit dem antiken Griechenland versucht hat, den Erdumfang zu berechnen, die Entwicklung der Physik und einige wichtige mathematische Grundlagen erläutert werden. Der Dozent ist ein Absolvent des renommierten MIT, wenig älter als ich, der mit spürbarer Begeisterung Laien im World Wide Web die physikalischen Grundlagen beibringen möchte.

Schon das erste Video zeigt, dass man es hier nicht mit einer „normalen“ Online-Vorlesung zu tun hat, geschweige denn einem konventionellen Physik-Kurs in der Schule. Der Dozent Andy Brown kniet auf einer Wiese, kündigt die Reiseroute an, die den Kurs begleiten wird, und beruhigt erst einmal alle Zuhörenden, dass sie sich wegen des mathematischen Anspruchs keine Sorgen machen sollen. Und kurzweilig geht es weiter: Der Dozent gibt zunächst einen kurzen historischen Überblick über das Wissen der Griechen und wie sich die Suche nach der Lösung der Erdumfangsberechnung über die Jahre hinweg entwickelte. Anhand dieses Beispiels zeigt der Dozent die verschiedenen mathematischen Ansätze auf, die sich dem Ergebnis immer weiter annäherten. Nach ungefähr 10 Videos, also ca. 10 Minuten, wird es dann mathematisch.

Aufgaben zur Trigonometrie
Mit gut verständlichen Zeichnungen frischt Andy gut gelaunt Geometrie- und Trigonometrie-Kenntnisse auf und stellt nach jeder neuen Erklärung eine kleine Aufgabe, deren Lösung im Anschluss ausführlich vorgestellt wird. Am Ende der ersten von fünf Einheiten führt der Dozent dann das in der Antike angewandte Verfahren zur Messung des Erdumfangs vor und zeigt so direkt, wie man das Gelernte anwenden kann. Abschließend gibt es ein Überblicksvideo, das die Lektion zusammenfasst und dem Lernenden vermittelt, wie viel er in solch kurzer Zeit schon gelernt hat. Zum Schluss lässt Andy seinen Zuschauern die Wahl, eine Pause einzulegen, einen kleinen Exkurs anzuschauen oder das Experiment einmal selbst auszuprobieren.
Durchführung des Experiments in Syrakus, Italien

Ergänzend zu den Videos gibt es ein Forum, in dem die Teilnehmer Fragen stellen können, die meist recht schnell entweder von einem Kommilitonen oder dem Dozenten selbst beantwortet werden. So fühlt man sich schnell als Teil einer internationalen Gemeinschaft, was die Lernerfahrung zusätzlich bereichert.

Wenn ihr erfahren wollt, ob mein Physik-Kurs und somit meine erste „große“ E-Learning-Erfahrung das hielt, was sie versprach, geht es nächste Woche weiter: Ich werde meine Eindrücke während des Kurses beschreiben und die Vor- und Nachteile etwas genauer unter die Lupe nehmen.

¹Bilder mit freundlicher Genehmigung von Udacity.com

Weiterbildung mit Prezi für Prezi ;)

Wer das Präsentationswerkzeug Prezi schon einmal ausprobiert hat, merkte sicherlich schon bald, dass die erstaunliche Kontrolle über Bildflächen, Bewegungen, Vergrößerungen, multimediale Elemente, Video usw. auch Nachteile hat. Ohne einen guten Plan, ein Storyboard oder wenigstens ein paar Skizzen wird man nur in den seltensten Fällen mit den Ergebnissen sofort zufrieden sein – zumal der zeitliche Aufwand ja nicht unerheblich ist. Aber selbst wenn ein Plan vorhanden ist – nach welchen Gestaltungsprinzipien sollte man vorgehen?
Shawn Apostel hat daher für alle Prezi-Enthusiasten eine Prezi erstellt, die genau diese Prinzipien sehr anschaulich (und nebenbei: auch sehr humorvoll) erläutert:

Prezi-Link
http://prezi.com/bm9alx1pbtmc/prezi-design-strategies/

Es lohnt sich, diese „design strategies“ zu verinnerlichen. Insbesondere die Hinweise zu den Bewegungslinien, zum Rhythmus und zur Bedeutung jedes einzelnen Objektes sind im wahrsten Sinne sehenswert. Dabei geht es Shawn Apostel nicht nur um mögliche interkulturelle Missverständnisse, sondern vor allem um Sehgewohnheiten und kognitive und psychologische Seherwartungen.

Und ganz nebenbei erinnert diese „Weiterbildung“ einen wieder daran, was für ein wunderbares Autorenwerkzeug Prezi sein kann.

Zwei Werkzeuge zur Sprachaufnahme

In diesem Blogbeitrag werden zwei Werkzeuge zur Sprachaufnahme vorgestellt. Obwohl sich beide Programme voneinander unterscheiden, haben sie im Wesentlichen eine ähnliche Zielsetzung: Beide unterstützen die Erstellung von „Sprachaufnahmen“ in verschiedenen Sprachen.

Voki erstellt sprechende Avatare, also grafisch bewegliche Figuren. Die Sprachtexte eines Avatars können via Mikrophon selbst aufgenommen werden. Möglich ist allerdings auch den eigenen geschriebenen Text von einer Computerstimme aussprechen zu lassen.

 

 

 

Acapela.tv erstellt sprechende Avatare in einem integrierten Filmausschnitt. Auch hier lassen sich die Sprachen, die Stimmen, die Texte und die Hintergrundgrafiken individuell einrichten.

acapela.tv

 

 

 

Mögliche Einsatzszenarien sind beispielsweise Avatare für gesprochene (statt geschriebene) Arbeitsanweisungen und Feedback zu erstellen. Lernende könnten sich persönlich mit einem Avatar im Sprachkurs vorstellen oder wöchentliche Kurzberichte erstellen und einreichen. Die Avatare lassen sich in die Lernplattform ILIAS einbinden und somit den Mitgliedern zur Verfügung stellen.

Die Nutzung dieser Programme ist bis zu einem gewissen Umfang für Bildungseinrichtungen kostenlos, intuitiv in der Bedienung und motivationsfördernd.

MLU jetzt Partnerhochschule von e-teaching.org

e-teaching.orgDie Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist jetzt als erste Hochschule Sachsen-Anhalts Partnerhochschule von e-teaching.org. Einen entsprechenden Kooperationsvertrag zwischen MLU und der Stiftung Medien in der Bildung unterzeichneten der Prorektor für Studium und Lehre, Prof. Dr. Christoph Weiser, im Auftrag des Rektorats der MLU, und Prof. Dr. Dr. Friedrich W. Hesse vom Institut für Wissensmedien.

Die Informations- und Beratungsplattform e-teaching.org bietet Hochschullehrenden einen umfassenden Überblick, vertiefende Materialien sowie Qualifizerungsangebote für den Einsatz von Neuen Medien in der Lehre. Das sehr breite Angebot richtet sich keineswegs nur an Einsteiger, sondern durchaus auch an „gestandene“ Hochschullehrende, die ihre Erfahrungen erweitern oder auch teilen möchten. Die meisten Angebote sind frei verfügbar, die Communityfunktionen (Foren, Teilnahme an besonderen Webinaren usw.) sind nach einer Registrierung zugänglich.

Das gesamte Angebot ist für Mitarbeiter der MLU kostenfrei nutzbar. Dies betrifft auch die Online-Ringvorlesungen, die zu wechselnden Themen regelmäßig stattfinden, aufgezeichnet werden und somit auch danach jederzeit aufgerufen werden können.

ebookWie nutzt man die Plattform am besten? Einen sehr guten Überblick über die Leistungsbreite der Plattform bietet das frei downloadbare e-teaching.org eBook im epub-Format, das man z.B. mit zahlreichen eBook-Readern oder auch mit der Chrome-Erweiterung „Livemargin Reader“ offline  Browser durchstöbern kann. Es umfasst im Kern alle wesentlichen Grundlagentexte für den Bereich E-Learning und E-Teaching.
Zudem verfügt e-teaching.org wegen des sehr umfangreichen Textangebotes über eine sehr interessante Navigation per Mindmap, erkennbar an den ungewöhnlichen Buttons am Ende einer jeden Seite:
navi
Naviwiki

Ein Klick auf das Wiki-Symbol öffnet eine zusätzliche Navigationskarte, bei der je nach
Klick die entsprechende Seite direkt aufgerufen wird. Damit fällt zumindest die thematische Orientierung gerade Einsteigern deutlich leichter.
Insgesamt handelt es sich bei diesen Seiten um das vermutlich breiteste Angebot an fachlichen Informationen zum Thema E-Learning/E-Teaching im nationalen Rahmen. Zudem lohnen sich die Community-Funktionen für den fachlichen Austausch über die eigenen Hochschulgrenzen hinaus.

Qualitative Datenanalyse Software – MAXQDA 11

MAXQDA ist ein Softwaretool zur qualitativen Datenanalyse (QDA). Mit  MAXQDA lassen sich digitalisierte Texte (bspw. Interviewtranskripte, Zeitungsartikel, Feldnotizen etc.) aber auch Bild-, Audio- und Videodateien effizient systematisieren und analysieren. Wo früher noch einzelne Textpassagen mit verschiedenen Textmarkern oder Mini-Post-its markiert oder gar ausgeschnitten und in Kategorienkartons sortiert wurden, unterstützt heute MAXQDA eine systematische und sehr übersichtliche Analyse des Datenmaterials. Breite Anwendung findet diese Software vor allem in der qualitativen Sozialforschung aber auch in den Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, der Medizin u.v.m.

MAXQDA unterstützt die systematische Auswertung und Interpretation qualitativer oder mixed methods Daten. Das Drei-Spalten-Layout bietet eine optimal angepasste Arbeitsoberfläche und ermöglicht intuitives und effektives Arbeiten. Interviews, Gruppendiskussionen, Online Surveys, Webseiten, Bilder, Audio- und Videodateien, Tabellen, Literaturdaten und weiteres Datenmaterial lassen sich anschaulich organisieren, systematisieren und analysieren.

Wichtige Textpassagen, Aussagen oder Ausschnitte des Datenmaterials können einer oder mehreren Kategorien (Codes) zugeordnet werden. Die verschiedenen Kategorien (Codes) sind durch verschiedene Farben erkennbar. Symbole oder Emoticons setzen Akzente, die zur späteren Interpretation und Analyse hilfreich sind. Sehr übersichtlich werden ausgewählte Kategorien (Codes – dritte Spalte) mit dazugehörigen Textpassagen oder Sequenzen des Datenmaterials über die praktische Such- bzw. Filterfunktion dargestellt. Erste Gedanken und Theorien können zudem in Form von Memos direkt an bedeutungsvolle Stellen im Dokument angeheftet werden.

Rein technisch ist MAXQDA ein Windows-Programm und mit allen 3 Windows Programmen (Windows Vista, Windows 7 und Windows 8) kompatibel. Eine Mac Version von MAXQDA soll Ende 2013 veröffentlicht werden. Alle Bestandteile der MAXQDA-Projekte (mx5 Dateien) sind in eine Vielzahl von Dateiformaten (z.B. XLS, RTF, HTML oder XML) exportierbar.

MAXQDA ist keine freie Software. Als Demo-Version kann MAXQDA+  30-Tage in vollem Umfang kostenlos getestet werden. Anleitungen und Handbücher sowie Videotutorials werden auf der Homepage kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Ein besonders nettes Add-on ist der kostenfreie MAXReader für alle, die MAXQDA selbst nicht nutzen, aber als Betreuer/in, Kollege/in oder Kommiliton/in die Projektdaten und erste Analyseschritte ansehen und nachvollziehen möchten, ohne dabei den Datenbestand verändern zu können.

Kostenfrei ist auch die MAXApp. Mit der MAXApp können jederzeit Interviews, Videos und Bilder aufgenommen, sowie Texte verfasst und in Projekten organisiert werden. Die Daten können direkt bearbeitet und kategoriesiert und via Dropbox in MAXQDA 11 importiert werden.

Auf der diesjährigen Anwendertagung vom 6. bis 9. März in Marburg wurde die neue Version MAXQDA 11 mit den neuen Funktionen und Tools vorgestellt. Zudem wurden Vorträge rund um die qualitative Sozialforschung und die Arbeit mit MAXQDA sowie eine breite Auswahl an anwenderorientierten Workshops angeboten.

 

 

Literatur

  • Kuckartz, Udo: Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Beltz Juventa, 2012
  • Kuckartz, Udo: Einführung in die Computergestützte Analyse qualitativer Daten. 3., aktualisierte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010
  • Kuckartz, Udo: Qualitative Evaluation. Der Einstieg in die Praxis. 2., aktualisierte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008