ARSnova an der Uni Halle und im Verbund HET LSA verfügbar

In den vergangenen Monaten informierte das @LLZ über Möglichkeiten, Vorteile und Anwendungen webbasierter elektronischer Abstimmsysteme, mit deren Nutzung die Hochschullehre interaktiver und flexibler gestaltet werden kann. Intention ist dabei, mithilfe technischer Möglichkeiten, die Vermittlung von Wissen zu unterstützen sowie Studierende zu aktivieren, zudem auch eine lernerorientierte Betreuung nach Bedarf zu realisieren. Insbesondere können webbasierte Anwendungen durch die weite Verbreitung mobiler Endgeräte unter den Studierenden ohne eine zusätzliche und zumeist kostenintensive Ausstattung der Studierenden genutzt werden.

Das @LLZ hat in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) und dem ITZ Uni Halle, das von der THM unter Leitung von Prof. Klaus Quibeldey-Cirkel als HTML5-App entwickelte „ARSnova“, auf unseren Servern an der Uni Halle mit eigener Authentifizierung als freien kostenlosen Online-Service implementiert und uniinterne Anpassungen des Systems vorgenommen. Damit steht insbesondere Lehrenden und Studierenden der Martin-Luther-Universität eine einfache Nutzerregistrierung über den Universitäts-Account zur Verfügung. Darüber hinaus wurde auch eine Registrierung für alle Verbundhochschulen des Landes Sachsen-Anhalt (Verbund HET LSA) über den Hochschul-Account eingebunden. Alternativ zur Registrierung über den Hochschul-Account besteht die Möglichkeit das System als Gast, also als unregistrierter Nutzer (mit Einschränkungen), zu verwenden. Abrufbar ist ARSnova über https://arsnova.uni-halle.de in den Browsern Apple Safari, Google Chrome, Microsoft Internet Explorer 10+, Mozilla Firefox 22+ und Opera 12+. Für Lehrende der Uni Halle ist zudem zeitnah eine Stud.IP-Anbindung geplant, die es ermöglicht, dass Lehrende eine ARSnova-Session direkt an den gewünschten Kurs anbinden können. Ein Vorteil ist, dass dann ein Austausch der Session-ID mit den Kursteilnehmern entfällt.

Der Einsatz von ARSnova bedarf Vorbereitung. Technisch sollte ein WLAN-Netz verfügbar sein, mindestens aber die Möglichkeit ein Mobilfunknetz zu nutzen. Obwohl der überwiegende Teil an Hörsälen und Seminarräumen mit einem Internetzugang (WLAN-Access-Points) ausgestattet ist, bitten wir Lehrende der Uni Halle, die ARSnova innerhalb ihrer Lehrveranstaltung einsetzen möchten, um eine Rückmeldung über die jeweiligen Veranstaltungsräume an die Fach-AG Vertreter, damit wir den Internetzugang prüfen bzw. wenn nötig und möglich über das ITZ bereitstellen können.

ARSnova

Inhaltliche Vorbereitungen zum Einsatz von ARSnova betreffen das Anlegen von Fragen. Für Nutzer ist es dabei möglich, einzelne oder kursspezifische Sessions, die unter einer ID-Nummer ortsunabhängig abrufbar sind, zu konstruieren und abzuspeichern. Zum Anlegen einer Session steht dem Anwender eine Bandbreite unterschiedlicher Fragetypen zur Verfügung:

  • Multiple Choice (MC)
  • Single Choice (SC)
  • Ja/Nein (J/N)
  • Textfragen (Txt)
  • Fragetyp mit Likert Scala (Likert)
  • Fragetyp mit Bewertung (Note)

Zudem besteht die Möglichkeit Lernkarten (LK) zu integrieren. Lernkartensets werden dabei vom Lehrenden erstellt und den Studierenden als Hilfsmittel zum systematischen Lernen zur Verfügung gestellt. Der Fragetyp Planquadrat (PQ) befindet sich derzeit noch in der Testphase. Die beta-Version ist verfügbar. Planquadrat ermöglicht Bildfragen zu integrieren. Bilder oder auch Fotos können hier über Festplatte oder URL eingebunden werden. Über das Bild werden Planquadrate wie ein quadratisches Raster (maximal 16×16 Planquadrate) gelegt, als Antwort wird ein Planquadrat markiert. Zusätzlich ist es möglich, Formeln im LaTex-Format in die Fragetypen zu integrieren.

Vorbereitete Sessions können zeitunabhängig oder nach Bedarf auch nur für eine bestimmte Zeit/Lehrveranstaltung freigegeben werden. Zum Aufrufen der Session im Netz kann ein in die Präsentation eingebundener QR-Code (Barcode) über einen Beamer an die Wand projiziert werden, den Studierende mit einem Scanner im Smartphone abrufen und sich dann über die Webseite in eine vorbereitete Session anonym einloggen. Alternativ sollte ein Link angegeben werden, da auch internetfähige Endgeräte wie Laptop oder Netbook genutzt werden können. Neben der Beantwortung der Fragen erhalten Studierende die Möglichkeit just-in-time Rückmeldung über instant Feedback (kann folgen, bitte schneller, zu schnell, abgehängt) oder anonyme Zwischen-/Rückfragen über ARSnova zu geben.

Lehrende können den in ARSnova integrierten Presenter nutzen, um sich eine anonyme Statistik der Antworten anzeigen zu lassen. Zudem sind hier das Feedback und anonyme Zwischenfragen ersichtlich. Zur besseren Verfolgung der Auditoriumsmeinung kann zusätzlich ein Widget installiert werden. Hiermit wird Lehrenden das Feedback der Studierenden als Applikation auf dem Bildschirm angezeigt.

Anleitungen stehen Lehrenden und Studierenden im Wiki des @LLZ oder als Downloads zur Verfügung:

Möchten Sie testen, wie ARSnova aus Studierendensicht aussieht, können Sie als Gast ohne Benutzerregistrierung folgende Session-ID nutzen 72933030. Speziell für Studierende steht die Session 90036968 zur Verfügung.

Ein genereller Überblick zu ARSnova und Einsatzmöglichkeiten (auch unter den Aspekten Unterstützung diverser Lehr-/Lernszenarien und didaktischer Mehrwert) sowie Workflows zur Nutzung von ARSnova (einschließlich Presenter und Widget) ist auch im Wiki des @LLZ zu finden. Zusätzlich bietet das @LLZ individuelle Beratungen und Schulungen zu ARSnova an. Über Aktualisierungen und die Verfügbarkeit neuer Funktionalitäten von ARSnova werden wir weiter in unseren Blogbeiträgen informieren.

Links

Seminar des Berufseinsteigerprogramms des Landesinstituts für Lehrerbildung (LISA) im @LLZ

Im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Seminare des Berufseinsteigerprogramms am Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA) traf sich eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Ines Bieler zu einem Seminar im Zentrum für multimediales Lehren und Lernen.

Inhalt dieses Seminars war es, den Einsatz und Mehrwert digitaler Medien im Unterricht zu diskutieren. Im Fokus der einführenden Diskussion standen folgende Fragen:

  • Welche Potentiale haben E-Learning-Arrangements für Schulen?
  • Wie können diese für das Lehren und Lernen sinnvoll nutzbar gemacht werden?
  • Welche konkreten Lehr-/Lernszenarien sind im Schulkontext denkbar?
  • Welche Hindernisse treten bei der Umsetzung der Konzepte auf?
  • Wie können Medien von Schülern verstärkt als Lernort wahrgenommen werden?

Gemeinsam wurden sowohl Chancen und Herausforderungen als auch Befürchtungen und Grenzen multimedialer Angebote in Schulen diskutiert. Neben Vorteilen des Einsatzes von E-Learning-Bausteinen zur Unterstützung von Lehr-/Lernprozessen wurden als hemmende Einsatzfaktoren hauptsächlich fehlende technische Infra- und Supportstrukturen an Schulen benannt.

Im weiteren Verlauf des Seminars standen Projekte des Zentrums zur Diskussion. Vordergründig wurden hier Lehr-/Lernszenarien vorgestellt, die auf die Schul- und Ausbildung übertragbar sind. Am Beispiel eines Projektseminars zur Vermittlung von Geländemethoden von Frau Prof. Cornelia Gläßer wurden der Einsatz und Mehrwert eines interaktiven Whiteboards im Fach Geographie aufgezeigt. Kollaboratives Arbeiten fördert hier insbesondere die Nachbereitung des Geländeaufenthaltes, den Austausch und die Auswertung von Exkursionsergebnissen. Das Whiteboard ermöglicht zudem das erhaltene „Tafelbild“ zu digitalisieren. Auch in Schulen ist der Erwerb von Kenntnissen zur Orientierung und Datenaufnahme im Gelände zentraler Bestandteil von geografischen Exkursionen.

Ein Projekt speziell für Schüler stellte der Lehramtsstudierende Tony Berndt vor, der in seiner Examensarbeit einen MOOCiS (Massive Open Online Course in School) zum Thema „Nachhaltige Ernährung“ konzipiert und auf der Lernplattform ILIAS umgesetzt hat. Neben schwerpunktbasierten Powerinputs in Form von Kurzvideos steht hier den Schülern ein breites Spektrum an Selbsttests, Kommunikations- und Feedbackelementen zur Verfügung. Der MOOCiS wurde bereits mit Schülern eines Gymnasiums „erprobt“. Jedoch muss der MOOC nicht zwingend als MOOC angeboten werden. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass die digitalen Bausteine auch in kleinen „Lernhäppchen“ als Unterstützung für unterschiedliche Lehr-/Lernszenarien in Schulen verwendet werden können.

Seminar_LISA

Über den fachlichen Austausch hinaus gab es Gelegenheit in einem multimedialen Lehr-/Lernraum unterschiedliche Anwendungen an einem digitalen Whiteboard (ActivBoard 500 Pro), einem Touchscreentisch (Samsung SUR40) und einem Tablet zu testen. Zudem wurde der Einsatz eines Visualizers (WolfVision VZ-9plus3) zur Projektion mikroskopisch kleiner Experimente und deren Video-Aufzeichnung besprochen.

Im Folgenden soll der Austausch zwischen den Lehrerinnen und Lehrern, den Lehramtsstudierenden und dem @LLZ intensiviert werden, um Projekte aus der Hochschullehre in Schulen zu überführen.

Vorstellung der Kooperationspartner im Verbundprojekt HET LSA. Teil 3: Die Hochschule Anhalt

Aufgrund des demografischen Wandels kommen auch auf die sachsen-anhaltischen Hochschulen gravierende Veränderungen zu. Sowohl die Zugangswege zur Hochschule, die Studierendenschaft als auch die Anforderungen in der Berufswelt werden fortwährend heterogener.

Um diesen Veränderungen adäquat zu begegnen, wird im Verbundprojekt Heterogenität als Qualitätsherausforderung für Studium und Lehre (HET LSA), in dem alle Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt vertreten sind, ein entsprechendes Handlungsprogramm entwickelt und realisiert. Dafür wurde eine Netzwerkstruktur etabliert, die aus Kompetenzstützpunkten an den Hochschulen, einer Transferstelle am Institut für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (HoF) und landesweiten Kompetenzzirkeln besteht. Die Hochschule Anhalt trägt durch die Berücksichtigung der internationalen Dimension von Professionalisierung und Hochschulentwicklung zum Handlungsprogramm des Verbundes bei (siehe Abb.).

Abb.: Netzwerkstruktur des Verbundprojektes HET LSA.

Der Anteil ausländischer Studierender in Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten zehn Jahren insgesamt von knapp fünf Prozent auf über acht Prozent erhöht. An der Hochschule Anhalt haben sich die Zahlen nahezu verdoppelt. Im Wintersemester 2012/13 studierten hier über 2.000 internationale Studierende (einschließlich Studienkolleg) aus über 90 Nationen. Ihr Anteil an der gesamten Studierendenschaft betrug damit ca. 25 Prozent und ist einer der höchsten in den neuen Bundesländern.

Im Rahmen des Verbundvorhabens erarbeitet der Kompetenzstützpunkt daher ein Integrationskonzept für internationale Studierende und bereitet dessen Transfer auf die anderen Hochschulen des Landes vor. Die Ziele des Teilvorhabens der Hochschule Anhalt sind dabei:

  • Chancengleichheit ausländischer Studierender erhöhen,
  • Studienleistungen internationaler Studierender verbessern,
  • Interkulturelle Kompetenzen auf Seiten von Lehrenden und Studierenden entwickeln
  • und interkulturellen Austausch intensivieren.

Zur Erarbeitung des Integrationskonzeptes werden zunächst grundlegende Inhalte bestimmt, die sich aus der Kenntnis bisheriger Prozesse bzw. Aktivitäten der Studienorganisation sowie Studierendenbetreuung, der Prozessbeteiligten und auch der Daten- und Informationsflüsse ergeben. Anschließend werden geeignete Methoden, Instrumentarien und Maßnahmen zur Erfüllung der o. g. Ziele ausgewählt sowie ein Integrationsprogramm konzipiert. Nach dessen Erprobung an der Hochschule Anhalt wird der Transfer auf andere Hochschulen vorbereitet. Den Projektabschluss bilden die Evaluation des Integrationsprogramms und die wissenschaftliche Veröffentlichung ausgewählter Teilergebnisse.

Quellen

 


 

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Gefördert vom BMBF im Rahmen des gemeinsamen Bund-Länder-Programms für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre. Das Vorhaben Heterogenität als Qualitätsherausforderung für Studium und Lehre: Kompetenz- und Wissensmanagement für Hochschulbildung im demografischen Wandel wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PL12067C gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.

Lehrveranstaltungsevaluation – Anmeldung noch bis zum 23. Mai möglich

Fragebögen LehrveranstaltungsevaluationSie nutzen Online-Angebote für Ihre Lehre und/oder zeichnen Ihre Vorlesungen auf Video auf? Dann nutzen Sie die Möglichkeit der Lehrveranstaltungsevaluation, um sich ein Feedback zu diesem Angebot von den Studierenden einzuholen.

Auch onlinegestützte Lehrangebote können über die zentrale Lehrveranstaltungsevaluation an der Martin-Luther-Universität evaluiert werden. Dazu wurde der Kernfragebogen um spezielle Fragen zur Nutzung und Bewertung des Online-Angebotes bzw. der Vorlesungsaufzeichnung erweitert.

Um den Aufwand für die Lehrenden so gering wie möglich zu halten, erfolgt die Anmeldung über ein standardisiertes Anmeldeformular im Stud.IP. Die weiteren Arbeitsschritte zur Datenerhebung und –auswertung werden dann zentral vom Evaluationsbüro der Martin-Luther-Universität organisiert und durchgeführt. Nach abschließender Datenauswertung bekommen Sie ein ausführliches Ergebnisdokument zugestellt. Um die Ergebnisse auch den Teilnehmenden der Lehrveranstaltung transparent zu machen, haben Sie die Möglichkeit, die Ergebnisse in der Veranstaltung präsentieren zu lassen und/ oder den Ergebnisbericht (PDF) in Stud.IP einzustellen.

Sie möchten Ihre Lehrveranstaltung zur Evaluation anmelden?

Dann klicken Sie im Stud.IP der entsprechenden Lehrveranstaltung auf den Button ‚TeilnehmerInnen‘, als letzte Leiste finden Sie ‚Lehrveranstaltungsevaluation beantragen‘. Mit einem weiteren Klick gelangen Sie direkt in das Anmeldeformular, in welchem Sie sich für die Online- oder Papiervariante der Befragung entscheiden und die Zusatzfragen zum Standardfragebogen auswählen können.

Noch Fragen‚ zur Organisation und Durchführung der Lehrveranstaltungsevaluation? Dann wenden Sie sich an das Evaluationsbüro.

Verbraucherschutz im Urheberrecht – eine Podiumsdiskussion an der Uni Halle

icon_rechtlichesAm 6. Mai 2014 fand im Hallischen Saal eine Podiumsdiskussion zum Thema „Verbraucherschutz im Urheberrecht“ statt. Zu diesem sehr aktuellen – und als „Verbraucher“ urheberrechtlich geschützter Werke auch alle Lehrenden betreffenden – Thema tauschten sich  Prof. Dr. Angela Kolb (Ministerin für Justiz und Gleichstellung LSA), Prof. Dr. Malte Stieper (Inhaber der Gundling-Professur für Urheberrecht der MLU), Dr. Wolfgang Grubert (Vors. Richter am Landgericht Halle), Dr. Till Kreutzer (Rechtsanwalt und Redaktionsleiter der Informationsplattform iRights.info ) und Thomas Ternes (Künstlermanager und Fotograf) aus. Inhaltlich schlugen die Diskutanten einen Bogen von der ursprünglichen Konzeption des Urheberrechts über die aktuelle Problematik hin zu möglichen Lösungsansätzen und Prognosen für die Zukunft des Urheberrechts.

Ausgangslage

Prof. Stieper zufolge hatte das Urheberrechtsgesetz bei seiner Verabschiedung im Jahr 1965 den Verbraucher nicht als Beteiligten im Umgang mit urheberrechtlich geschützten Werken angesehen. Die Regelungstatbestände knüpften an technische Verwertungshandlungen (z. B. Veröffentlichen, Vervielfältigen, Ausstellen) an, von denen der Verbraucher vor der Entstehung des Internets fast völlig ausgeschlossen war. Dies änderte sich im digitalen Zeitalter, da nun jeder Verbraucher allein durch das Surfen im Internet eine Vielzahl von Verwertungshandlungen im Sinne des Urheberrechts vornimmt, da z. B. durch das Anzeigen einer Grafik auf dem eigenen PC-Bildschirm eine Kopie dieser Grafik im Arbeitsspeicher hergestellt wird. Dabei handelt es sich um eine Vervielfältigung im rechtlichen Sinne. Selbst wenn man offensichtlich illegale Downloads von Raubkopien außer Acht lässt, kommt heute jeder Internetnutzer ständig mit dem Urheberrecht in Berührung. An diesem Beispiel werden auch die Grenzen der „historischen“ gesetzlichen Regelungen deutlich.

Frau Ministerin Kolb verwies darauf, dass sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag 2013 vorgenommen hat, das Urheberrecht zu reformieren und an die Nutzung im digitalen Zeitalter anzupassen, um für die Zukunft klare Regeln gerade auch für Verbraucher zu schaffen.

Problematik und mögliche LösungenUrhG01_DSC_0854

Die besondere Problematik des aktuell gültigen Urheberrechts wurde von Dr. Kreutzer deutlich gemacht, als er es wegen seiner Komplexität als nicht vermittelbar und unfair bezeichnete. Er ging darauf ein, dass die Nutzer, selbst ohne in schlechter Absicht zu handeln, gar nicht umhin kämen, das Urheberrecht zu verletzen. Als Beispiel nannte er Hochschullehrende, die Illustrationen in ihren Veranstaltungen verwenden wollten, dies aber nach geltendem Recht nicht dürften, ohne für das entsprechende Material eine Lizenz zu erwerben. Für Privatnutzer sei das existierende System des Urheberrechts ungeeignet.

Vorschläge für die Auflösung dieses Konflikts zwischen einfacheren, für den Verbraucher verständlicheren Regelungen und dem Schutz der kreativen Leistung sind rar. Der Gedanke, das Urheberrechtsgesetz so weit zu vereinfachen, dass es einer Urheberrechts-StVO ähnele, für die jeder Verbraucher einen Führerschein machen könne, wurde von allen an der Diskussion Beteiligten als unrealistisch eingeschätzt. Die Situation wird dadurch verkompliziert, wie Prof. Stieper anmerkte, dass auch europäisches Recht und die Entscheidungen des EuGH zu berücksichtigen seien, die sich in der Struktur deutlich vom deutschen Urheberrecht unterscheiden.

Der Vorschlag, ein sog. Micro-Licencing einzuführen, mit Hilfe dessen jederzeit und auf einfache Art und Weise bei einer zentralen Stelle die Lizenz zur Verwendung von Bildern, Texten, Musik und anderen digitalen Inhalten erworben werden könne, ohne den Urheber ausfindig machen zu müssen, stieß auf Skepsis, da sich hier ähnliche Durchsetzungsprobleme entwickeln würden wie in der aktuellen Situation. Es sei schließlich nicht sicher, dass tatsächlich jeder Verwender vorab eine Lizenz erwerben würde.

Ein dritter Vorschlag, der auch von Frau Ministerin Kolb unterstützt wird, ist die sog. Kulturflatrate. Dieses Modell sieht vor, dass jeder Bürger eine Pauschale zahlt, deren Erträge unter den Kreativen, also denjenigen, die urheberrechtlich geschützte Werke erschaffen, aufgeteilt wird, und so auf die Einzellizenzierung von digitalen Inhalten zum privaten Gebrauch verzichtet werden kann. Das Modell zeichnet sich zwar durch Einfachheit aus, wurde jedoch von Prof. Stieper und Dr. Kreutzer als unbefriedigende Lösung bezeichnet.

Herr Ternes warf aus der Perspektive der Künstler ein, dass die (in Hinblick auf die Verwertungskette und Mittelsmänner wie GEMA und Verlage zusätzlich) komplizierte Situation auch als Chance genutzt werden könne, da sich Qualität durchsetze und die Menschen bereit wären, dafür zu zahlen. Er setzte darauf, dass die Kreativen neue Wege fänden, ihre Werke zu vermarkten.

Prognose

(Photo „Glaskugel“ by Christian Schnettelker, licenced under cc by)

Abschließend um eine Prognose für das Urheberrecht in zehn Jahren gebeten, meinte Prof. Stieper, dass langfristig gesehen ein pan-europäisches Urheberrecht an die Stelle des nationalen Rechts treten würde und dass dieses aufgrund verschiedener Strömungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten vermutlich anders aussähe als unser heutiges Urheberrecht. Er unterstrich, dass es erweiterte Nutzungsrechte, insbesondere auch für den Bereich Wissenschaft und Forschung geben werde. Dr. Kreutzer vermutete, dass die Kulturflatrate in Zukunft Realität sein wird, da eine Alternative dazu fehle. Frau Ministerin Kolb gab zum Abschuss zu bedenken, dass die Zusammenführung nationaler Traditionen nicht immer der Weisheit letzter Schluss sei und forderte insbesondere die anwesenden Studierenden auf, komplett neu zu denken, und eventuell eine Lösung zu finden, die aktuell noch nicht gesehen wurde.