Alternativprogramme zur Arbeit am Interaktiven Whiteboard – Teil 1: Open Sankoré

Open-Sankoré v.1.4.png von Cyril Pavillard. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.
Open-Sankoré v.1.4.png von Cyril Pavillard. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

 

Durch den Einzug von interaktiven Whiteboards (IWB) in immer mehr Bildungseinrichtungen stellt sich die Frage, wie die Lehrpersonen, die mit ihnen konfrontiert werden, auch mit ihnen umgehen lernen können. Viele der auf dem Markt verfügbaren IWBs haben eigene mitgelieferte Programme (z.B. SMART Notebook, Promethean ActivInspire, …), die auf die Nutzung mit dem jeweiligen IWB-Typ ausgerichtet sind. Sie erleichtern den Umgang mit dem genannten Board und bieten jedes jeweils eigene Vorteile und Nachteile, die sich oftmals erst im Vergleich herauskristallisieren. Gleichzeitig muss der volle Umfang der Funktionen erst nach und nach entdeckt werden. Die Nutzung aller boardspezifischen Programme setzt voraus, dass man die bekannte Arbeitsweise den Boards anpasst und nicht umgekehrt, sprich: wenn man gewöhnt ist mit Powerpoint zu arbeiten, muss man sich bei der Nutzung von IWBs darauf einstellen den Umgang mit einem neuen Programm zu erlernen und die meisten vorhandenen Materialien in das neue Format zu konvertieren. Ebenso ist die Nutzung als beschreibbare Oberfläche außerhalb der boardspezifischen Programme nicht zwangsweise möglich. Auch hier setzen die Boards darauf, dass man sich an die Nutzung des vorgegebenen Programms gewöhnt.

Besonders schwierig wird es aber für Lehrende, die sich in ihren Unterrichtseinheiten mit verschiedenen Boardtypen konfrontiert sehen, da die mit den IWB-Programmen erarbeiteten Ergebnisse oft auch nur auf den Boardtypen abrufbar sind, auf denen sie erarbeitet wurden. Ein Übertragen auf ein anderes Boardformat ist in vielen Fällen nicht möglich und auch nicht vorgesehen. Dies macht die Bedienung und die Arbeit mit den IWBs in einigen Fällen schwieriger als sie sein müsste.

Es gibt glücklicherweise einige Lösungsmöglichkeiten von denen man aber wissen muss, da diese nicht von den Firmen und Vertretern propagiert werden. So gibt es im Netz beispielsweise einige kleine Programme, die den vollen Funktionsumfang eines IWBs nachstellen und auf allen Boardtypen eingesetzt werden können. So bleiben die Ergebnisse übertrag-, speicher- und bearbeitbar. Es gibt aber drei Programme, die gut abseits der boardspezifischen Programme am IWB genutzt werden können: Open Sankoré, xournal und Easy Whiteboard. Alle drei Werkzeuge werden hier im Blog nacheinander vorgestellt und können über das LLZ-Wiki unter dem Tool-Portal gefunden werden.

Von den drei genannten Werkzeugen ist Open Sankoré das Programm, das den herkömmlichen Whiteboardprogrammen am ähnlichsten ist. Es ist ein Open-Source-Werkzeug, das auf allen Betriebssystemen installiert werden kann und dessen Funktionsumfang denen der boardspezifischen Softwaretypen in nichts nachgestellt ist. Im Vergleich ist der Arbeitsaufwand bei diesem Programm aber auch ähnlich hoch, wie bei den herkömmlichen Programmen! Dennoch bietet dieses Programm den Vorteil, dass es sich nicht den Boards anpassen muss. Wenn man den Umgang mit diesem Programm trainiert und offen damit umgeht, kann man hiermit wenigstens das auf Open Sankoré konvertierte Material boardübergreifend nutzen. Damit bietet die plattformübergreifende Funktionalität eine gleichbleibende Nutzbarkeit mit allen typischen Funktionen eines interaktiven Whiteboards: Video und Webanwendungsnutzung, Präsentation und handschriftliches Annotieren, Schreiben und Gestalten.

Der Einsatz von xournal und Easy Whiteboard wird in den Teilen 2 und 3 vorgestellt.

Unterstützung der Kommunikation und Zusammenarbeit in ILIAS durch Nutzung der Benachrichtigungsfunktion

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ILIAS bietet verschiedene Möglichkeiten, wie die asynchrone Kommunikation und die Zusammenarbeit online unterstützt werden kann. Dazu gehört u. a. die Benachrichtigungsfunktion, die bei verschiedenen Objekten in ILIAS aktiviert werden kann. Somit wird es sowohl Lehrenden als auch Lernenden ermöglicht über aktuelle Aktivitäten im Kursraum, z.B. neue Forenbeiträge, auf dem Laufenden gehalten zu werden. Wenn die entsprechende Funktion aktiviert wurde, erhält der Nutzer eine automatisierte Mail mit den entsprechenden Informationen. Es handelt sich dabei um eine automatische Systemmail von ILIAS, die an die externe Mailadresse weitergeleitet werden kann. Diese Weiterleitung kann über den „persönlichen Schreibtisch“ in ILIAS über die Reiter „Einstellung“ und „Maileinstellungen“ voreingestellt werden (siehe Screenshot 1).

Screenshot 1
Screenshot 1: Mailweiterleitung in ILIAS aktivieren

Nachfolgend soll anhand einiger ILIAS-Objekte beschrieben werden, wie die Benachrichtigungsfunktion aktiviert werden kann.

Forum

Im Forum in ILIAS kann zu verschiedenen Themen online asynchron diskutiert werden. Legt man selbst im ILIAS-Forum ein neues Thema an, hat man die Möglichkeit sich entweder über eine direkte Antwort auf den eigenen Beitrag (siehe Screenshot 2) oder generell über neue Beiträge zu dem eigenen Thema informieren zu lassen (siehe Screenshot 3).

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Screenshot 2: direkte Benachrichtigung
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Screenshot 3: generelle Benachrichtigung

Auch wenn man nicht Autor eines Forenbeitrages oder eines Themas ist, kann man sich eine allgemeine Benachrichtigung für das gesamte Forum (siehe Screenshot 4 oder 5) sowie ein bestimmtes Thema einrichten (siehe Screenshot 6).

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Screenshot 4: allgemeine Benachrichtigung für gesamtes Forum aktivieren
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Screenshot 5: allgemeine Benachrichtigung für gesamtes Forum aktivieren
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Screenshot 6: Benachrichtigung für ein bestimmtes Thema im Forum aktivieren

Wiki

Für die gemeinsame Bearbeitung und Erstellung von Online-Inhalten bietet sich das Wiki in ILIAS an, welche durch eine optionale Kommentarfunktion auch die Diskussion von Beiträgen bzw. Wiki-Seiten ermöglicht.

Alle im Kursraum eingetragenen Nutzer, die Zugriff auf das Wiki haben, können sich über „Aktionen“ eine Benachrichtigung für das gesamte Wiki (siehe Screenshot 7) oder eine bestimmte Wiki-Seite (siehe Screenshot 8) abonnieren.

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Screenshot 7: allgemeine Benachrichtigung im Wiki aktivieren
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Screenshot 8: Benachrichtigung für Wiki-Seite aktivieren

Blog

Durch Aktivierung der „Änderungsbenachrichtigung“ im ILIAS-Blog (siehe Screenshot 9) wird der Lehrende oder Lernende über neue Blogbeiträge oder Kommentare zu Einträgen informiert.

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Screenshot 9: Änderungsbenachrichtigung im Blog aktivieren

Übung

Das Objekt „Übung“ in ILIAS unterstützt terminierte Aufgabenabgaben und bietet dem Lehrenden bzw. Kursadministrator die Möglichkeit durch Aktivierung der Benachrichtigungsfunktion in den Einstellungen der Übung (siehe Screenshot 10) über neue eingegangene Abgaben informiert zu werden.

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Screenshot 10: Mailbenachrichtigung im Übungsobjekt aktivieren

Allgemein kann durch Nutzung der Benachrichtigungsfunktion die Vergabe von zeitnahen Rückmeldungen unterstützt werden, was für die Motivierung der Studierenden im Rahmen der Online-Kommunikation und Kollaboration besonders bedeutsam ist.

§ 52a UrhG – Einigung über Pauschalvergütung für 2016

§ 52a UrhG (Wissenschaftsschranke) erlaubt Lehrenden an Hochschulen und anderen Bildungseinrichungen das öffentliche Zugänglichmachen von urheberrechtlich geschützten Werken für Unterricht und Forschung. Absatz 4 dieser Vorschrift ist zu entnehmen, dass dies nicht vergütungsfrei geschieht. Die Bundesländer und Verwertungsgesellschaften schlossen dazu in der Vergangenheit Verträge, um eine pauschale Vergütung der Nutzung von urheberrechtlich geschützten Werken auf Lernplattformen und ähnlichen geschützten Online-Bereichen zu vereinbaren.

Dem Urteil des BGH vom 20.03.2013 (I ZR 84/11) war zu entnehmen, dass Sprachwerke nutzungsgenau abzurechnen und zu vergüten seien. In der Folge wurde an der Universität Osnabrück ein Pilotprojekt zur Einzelerfassung der Nutzung von Texten nach § 52a UrhG durchgeführt, um die Praktikabilität und Machbarkeit einer solchen Einzelerfassung des Einsatzes von Lehrmaterialien in elektronischer Form zu untersuchen. Es war dafür eine technische Lösung zur Implementierung in Lernplattformen wie Moodle, ILIAS und Stud.IP entwickelt worden. Im Rahmen der Studie wurde festgestellt, dass zum einen sehr hohe Personalkosten entstehen (z. B. Erfassungvorgang, technischer Support, Schulungen, Verwaltung) und Lehrende zum anderen durch die Verkomplizierung des Bereitstellungsvorgangs entweder ganz darauf verzichteten, Studierenden Material bereitzustellen, oder auf die analoge Variante des Semesterapparates  zurückgriffen.

Jetzt haben VG Wort und die Kultusministerkonferenz der Länder in einer Pressemitteilung vom 8. Dezember bekannt gegeben, dass sie sich darauf verständigt haben, für das kommende Jahr 2016 eine Pauschalvergütung vorzunehmen. Dadurch entfällt für Hochschulen 2016 die Pflicht zur Einzelerfassung von elektronisch bereitgestellten Texten. Gleichzeitig soll im kommenden Jahr das an der Universität Osnabrück entwickelte und erprobte Verfahren zur Einzelerfassung vereinfacht und nutzerfreundlicher gestaltet werden. Die Einzelerfassung von Texten für die Vergütung nach § 52a Abs. 4 UrhG wird damit frühestens zum 1. Januar 2017 eingeführt.

E-Learning@Jura – Praxisbeispiele für den Einsatz digitaler Medien in der juristischen Ausbildung (1)

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Foto: Entwurf für Learning Analytics by UGrabe, CC BY 4.0

Anlässlich des Symposiums „eLAW – Digitales Lehren und Lernen im Juristischen Studium“ an der SRH Hochschule Heidelberg stellte Professor Dr. Christoph Schärtel von der SRH Heidelberg sein Konzept des „Enhanced Inverted Classroom Models“ vor. Er betont dabei einen „shift from knowledge to methodolgy“, um im Präsenzunterricht den notwendigen Freiraum zur Vermittlung juristischer Arbeitsmethodik zu schaffen. Professor Schärtel sieht die Schwächen des herkömmlichen Inverted Classroom Models (ICM) vor allem in der Freiwilligkeit der Vorbereitungsphase, was dazu führt, dass Studierende unvorbereitet zur Präsenzveranstaltung erscheinen. Dadurch wird seiner Meinung nach der angestrebte Nutzen des ICM konterkariert, da man gerade nicht auf dem gleichen Wissensstand aller Teilnehmenden aufbauen und vertiefend auf den Lernstoff eingehen bzw. diesen als bekannt voraussetzen kann, um sich Falllösungen zu widmen. Eine weitere Problematik sieht er in dem Fehlen einer strukturierten Nachbereitung und Reflexion.

Kernstück seines Modells sind obligatorische Eingangs- und Ausgangstests zu jeder Online-Lerneinheit der Vorbereitungsphase. Mit Hilfe von Learning Analytics wird den Studierenden über diese Tests passend zu ihrem Wissensstand Material zur Vorbereitung auf die Präsenzphase zugeteilt. Die Präsenzzeit wird wie im klassischen ICM für die Schulung der Kompetenzen genutzt, die nicht durch reine Wissensvermittlung erlangt werden können, so z. B. Methoden- und Problemlösekompetenz und die Fähigkeit zum kritischen Denken und Reflektieren. Durch die im Gegensatz zur Vorlesung andere Arbeitsweise während der Präsenzzeit des ICM, ist es hier auch möglich, mit einzelnen Studierenden problem- und zielorientiert zu arbeiten.

Die Umsetzung der Onlinephase soll durch die Aufbereitung des Wissens in sog. „crumbs“, also kleinsten Wissenseinheiten, auf einer Lernplattform erfolgen, aus denen die Lehrenden sinnvolle Lernpfade und Tests für die Vor- und Nachbereitung arrangieren können. Eine Lernplattform, die diese Art von Arrangements ermöglicht, muss bestimmte Eigenschaften aufweisen, die herkömmliche Lernplattformen wie ILIAS und Moodle derzeit noch nicht besitzen. Dazu gehört z. B. die modulare Grundstruktur der Wissenseinheiten, die, entsprechend getaggt, den jeweiligen Lernpfaden flexibel zugeordnet werden.
Nicht zu unrecht nach dem Zeitaufwand für die Aufreitung des Fachinhalts einer Veranstaltung befragt, räumte Professor Schärtel ein, dass es sich in der Tat um einen sehr großen Aufwand handele, der nur im Team zu bewältigen wäre. Jedoch verspricht er sich von einer offenen Plattform ähnliche Effekte wie beim Croudsourcing auf Wikipedia.

Medienbildung im Lehramtsstudium (Gastbeitrag)

von Dr. Sebastian Pfau
(Dep. Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

whiteboard_4 „Keine Bildung ohne Medien“ – So lautet der Name einer Initiative, die eine systematische und nachhaltige Verankerung von Medienpädagogik in allen Bildungsbereichen der Gesellschaft anstrebt. Die Initiative kritisiert

„…eine große Diskrepanz zwischen allgemeinen Proklamationen in Regierungserklärungen (»Medienkompetenz ist eine zentrale Schlüsselkompetenz«) und der medienpädagogischen Praxis in den meisten Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, der Eltern- und Familienbildung, in Schulen und Hochschulen, der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit sowie der Erwachsenen- und Seniorenbildung.“ (Keine Bildung ohne Medien! Bildungspolitische Forderungen. Medienpädagogischer Kongress 2011, S. 4)

Nach einer langjährigen Diskussion wurde im September 2010 im Landtag Sachsen-Anhalt ein Beschluss gefasst, in dem Medienkompetenz zu einer „unverzichtbaren Schlüsselqualifikation“ erklärt wird. Das Parlament war sich darüber einig, dass man es sich in Sachsen-Anhalt nicht leisten könne, „…auch nur ein Kind auf dem Weg in die digitale Zukunft zurückzulassen“ (Plenarprotokoll 5/80, S. 5258).
Die Einschätzung des Landtages Sachsen-Anhalt deckt sich mit vielen weitern bundesweiten Initiativen und den Aktivitäten anderer Länder. Auch länderübergreifend und auf der Bundesebene findet diese Debatte statt. In einer Bundestagsdebatte am 26. März 2015 herrschte parteiübergreifender Konsens, dass in der Lehrerbildung die Vermittlung von Medienkompetenz unerlässlich sei. Es könnten zahlreiche weitere Initiativen angeführt werden, die ähnliche Argumente anführen.

Der Blick in den Schulalltag sieht stattdessen so aus: Viele Schüler werden bis zum Abitur nicht ein einziges Mal ernsthaft mit Medienbildung konfrontiert. Auch wenn es hier rühmliche Ausnahmen gibt, ändert das nichts an der Tatsache, dass die Vermittlung von Medienkompetenz nicht systematisch in die schulische Bildung integriert ist. Medienkompetenz wird hier nicht so verstanden, dass Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, die Bedienung neuer Geräte zu verstehen. Im Gegenteil: Hier sind sie den Lehrern häufig sogar überlegen. Vielmehr geht es um das Lernen mit Medien und das Lernen über Medien. Die internationale repräsentative Bildungsstudie ICILS (International Computer and Information Literacy Studiy) zeigte, dass Achtklässler in Deutschland beim Umgang mit neuen Medien nur im Mittelfeld liegen. In der Schule werden neue Medien im Unterricht nur selten eingesetzt, heißt es weiterhin.

Um diese Defizite zu beseitigen ist es unumgänglich, neues Lernen mit und über Medien bereits in der ersten Phase der Lehrerausbildung fest zu verankern. Und das gilt für alle Bereiche der Lehramtsstudiengänge, seien es nun MINT-Fächer, gesellschaftswissenschaftliche Fächer, Fremdsprachen oder musisch-künstlerische Fächer. Ein eigenes Schulfach Medien wäre hier sicher der beste Weg, nur ist dieses Ziel allenfalls mittelfristig durchzusetzen. Zu stark sind die Vorbehalte gegen ein zusätzliches Fach. Häufigstes Argument: Ein weiteres Schulfach passt nicht in die Stundentafel. Eines besseren belehrt uns hier das Land Baden-Württemberg, hier gibt es die Einführung des Schulfachs Wirtschaft bereits ab Herbst 2016 Jahres an allen weiterführenden Schulen.

Im Sommer 2012 gründete sich im Netzwerk Medienkompetenz Sachsen-Anhalt die Unterarbeitsgruppe Medienkompetenz in der Lehrerbildung. Ziel dieser Unterarbeitsgruppe ist es, die oben angesprochenen Defizite zu beseitigen und eine systematische Medienbildung bereits in der ersten Phase der Lehrerbildung fest zu verankern. Im Februar 2013 legte die Arbeitsgruppe im Landtagsausschuss Kultur und Bildung ein Planungspapier vor, dass ein dreistufiges Konzept enthielt.
In einer ersten Stufe sollte Medienbildung verbindlich fächerübergreifend und fachintegrativ in den Lehrplänen aller Schulformen und Fächer verankert werden. Die bereits im Beruf befindlichen Lehrerinnen und Lehrer sollten sich entsprechend qualifizieren und sich so die erforderliche Medienkompetenz aneignen. Hierzu sollten entsprechende staatliche Fort- und Weiterbildungsangebote systematisch ausgebaut werden. Die Schulen sollten – nach thematischer und methodischer Abstimmung zwischen den Fächern – ein Mediencurriculum erarbeiten, das alle Fächer nach ihren Spezifika berücksichtigt.
Gleichzeitig sollte im universitären Studium für alle Lehrämter an allgemeinbildenden Schulen ein Pflichtmodul zur Medienkompetenz/ Medienkunde als sogenanntes LSQ eingeführt werden.
In einer zweiten – ebenfalls kurzfristig durchzuführenden Stufe – sollte die MLU einen Ergänzungsstudiengang „Neues Lernen mit und über Medien“ anbieten.
Angesichts der zunehmenden Komplexität der Medienwelt sollte in einer dritten – mittelfristig durchzuführenden – Stufe der systematische Erwerb von Medienkompetenz in einem eigenen Pflichtfach an allen allgemeinbildenden Schulen eingeführt werden. Hierzu müsste an der MLU  ein eigenes universitärer Lehramtsstudiengang mit geeigneten Fächerkombinationen konzipiert und eingeführt werden.

Insgesamt stieß die Gruppe sowohl innerhalb der Universität als auch bei Vertretern der Landespolitik auf großes Gehör. Es stellte sich aber schnell heraus, dass die sich Verwirklichung eines eigenen Schulfaches als schwierig erweist. Die am schnellsten umzusetzende Lösung schien aus verschiedenen Gründen der Ergänzungsstudiengang zu sein. In ihm können werdende Lehrerinnen und Lehrer in insgesamt sechs Modulen eine Zusatzqualifikation erlangen, die dann in den Schulen als Wahlpflichtfach (ähnlich wie Astronomie oder Psychologie) angeboten wird. Folgende Module sollen Bestandteil des Ergänzungsstudienganges sein: „Medienanalyse und Medienbewertung“, „Medienwirkung und Mediennutzung“, „Mediendidaktik“, „Medienethik und Medienrecht“, „Sozialisation in modernen Medienwelten“ sowie „Pädagogische Medienpraxis“

Die rasante Medienentwicklung der letzten Jahre und die Stagnation ihrer Integration in Schule, Unterricht und Lehrerbildung machen es dringend erforderlich, das Thema Medienbildung entschlossen und zukunftsweisend anzupacken. Nachdem die Landespolitik die Lehramtsausbildung für allgemeinbildende Schulformen in Halle  konzentriert hat, sind die Voraussetzungen im Ländervergleich dafür sehr gut.

  1. Ein solches Angebot ist bislang bundesweit einzigartig und stützt die Profilbildung der Martin-Luther-Universität.
  2. Können Studierende ihr eigenes Portfolio gezielt durch diesen Schwerpunkt erweitern, um im Markt der Absolventen für Schulen attraktiv zu sein.

(Dieser Beitrag von Dr. Sebastian Pfau basiert auf einem Vortrag vom 17.11.2015, anlässlich des Open@LLZ #7; Foto: LLZ)