Ist die klassische Form der Frontalvorlesung überholt?

Als tragendes Element der Hochschullehre umfassen Vorlesungen ca. 50 % der Lehrveranstaltungen im höheren Bildungsbereich. [1] Das Modell „Vorlesung“ in der klassischen Form der Frontalvorlesung mit dem Fokus auf die reine Wissensvermittlung ist insbesondere in den letzten Jahren starken Änderungen unterworfen. Der schnelle und zugleich unkomplizierte Zugang zu Fakten und Informationen über das Internet, der Einsatz digitaler Medien, die Bereitstellung von E-Vorlesungen, die Öffnung der Hochschulen hin zu „open education“, Mobile Learning oder auch die Planung und Umsetzung von MOOCs verändern die Perspektiven in der didaktischen und methodischen Gestaltung dieses Veranstaltungsformates. Zudem stellen neue wissenschaftliche Erkenntnisse in der Lernforschung die klassische Form der Vorlesung in Frage. Die Kritik bezieht sich auf die einseitige Kommunikationssituation durch den Lehrenden und die bedingte rezipierende Haltung der Studierenden.

Ideen und Konzepte zur Neustrukturierung des Vorlesungsformates zielen auch auf die Beantwortung der Frage, wie Vorlesungen das Hinterfragen – kritisches und problemorientiertes Denken – fördern. Vorlesungsmodelle werden somit verstärkt auf die Aktivität der Studierenden ausgerichtet, damit das vermittelte Wissen nicht als abstrakt träges Wissen bei den Studierenden ankommt. Hier informierte das @LLZ z. B. über die Einbeziehung von Audience Response Systemen, um die Hochschullehre interaktiver und flexibler zu gestalten, über die Chancen und Grenzen von E-Vorlesungen oder über Modellversuche, die Vorlesungskonzepte mit Arbeits- und Diskussionsphasen nutzen bzw. auch den „Inverted Classroom“ einbeziehen.

Die Vielfältigkeit der Möglichkeiten zur Gestaltung der „Vorlesung“ erfordert von den Lehrenden eine intensive Auseinandersetzung mit den aufgeführten Fragestellungen. Der Fokus muss dabei auf die elementaren Aufgaben einer modernen Vorlesung gelegt sein. Zudem müssen Vorlesungskonzepte zwangsweise fachdidaktische Aspekte berücksichtigen, um die Lernumwelt sinnvoll zu gestalten.

Gibt es aktuell ein allgemeines Verständnis zu einer zeitgemäßen Vorlesung?

Mit dieser Frage und wie das eigene Vorlesungskonzept umgestaltet und zu einem effektiven Lernerlebnis weiterentwickelt werden kann, beschäftigen sich auch die Lehrenden unserer Universität. Wir trafen uns mit  Herrn Prof. Ulrich Kortenkamp (Didaktik der Mathematik) und Herrn Prof. Martin Lindner (Didaktik der Biologie). Die Professoren diskutieren ihre Veranstaltungskonzepte und beantworten damit aus ihrer Sicht die Frage: Ist die klassische Form der Frontalvorlesung überholt?

Literatur
[1] Reinmann, G., Ebner, M., Schön, S.: Hochschuldidaktik im Zeichen von Heterogenität und Vielfalt: Doppelfestschrift für Peter Baumgartner und Rolf Schulmeister. Books on Demand, Norderstedt 2013

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