Lehrer Schlüsselqualifikationen Pilotprojekt „Online-Lernangebote im Fach Deutsch konzipieren, erstellen, evaluieren“

Das Lehramtsstudium unterliegt derzeit einer Vielfalt an Modellversuchen und Neukonzeptionen, zum einen animiert durch den Bologna-Prozess, zum anderen durch Ergebnisse aus Befragungen von Lehramtsstudierenden. Letztere verdeutlichen insbesondere die Praxisferne des Studiums und damit mangelnde Berufsvorbereitung. [Literatur] Praxisbezug heißt jedoch nicht nur Praxissemester, sondern u. a. auch, dass die Lehramtsstudierenden mit neuen didaktischen und methodischen Ansätzen, d. h. mit der zukünftigen Praxis vertraut gemacht werden. Dazu ist ein modernes Verständnis vom Lehren und Lernen an Schulen erforderlich.

Die Frage, wie Lehramtsstudierende auf ihre zukünftige Berufstätigkeit auch im Hinblick auf die Einbindung neuer Lehr-/Lernkonzepte im Unterricht besser vorbereitet werden können, stellte sich auch Dr. Jörg Wagner vom Germanistischen Institut unserer Universität. Bereits in seinem Beitrag auf unserer Tagung LLZ@2012 skizzierte Dr. Jörg Wagner sein Vorhaben „Erstellung von Online-Kursen als Schlüsselqualifikation im Lehramtsstudium“. Die Studierenden sollen schon während ihrer universitären Ausbildungsphase Erfahrungen im produktiven Umgang mit einem Lernmanagement-System (LMS) sammeln. Zudem sollen die Ergebnisse ihrer inhaltlichen Arbeiten nicht ungenutzt bleiben, sondern in Kooperation mit der Saaleschule in Halle (Saale) in die Praxis überführt werden.


Das @LLZ unterstützte das Vorhaben u. a. mit Workshop-Angeboten für die Studierenden. Dr. Michael Gerth führte in den Umgang und die Funktionalitäten des LMS „Moodle“ ein. In einem Praxisworkshop „E-Didaktik“ erarbeitete das @LLZ gemeinsam mit den engagierten Studierenden die didaktische und methodische Planung ihres Lehr-/Lernarrangements. Besondere Bedeutung bei den Vorüberlegungen wurde hier dem Leitbild der Schule beigemessen. Die Saaleschule ist eine integrierte Gesamtschule, die sich an Lernkonzepten der Reformpädagogen orientiert. SchülerInnen und Erwachsene sind PartnerInnen in einem gemeinsamen und zugleich individuellen und selbstverantwortlichen Lernprozess. Die Schule versteht sich als offener Lernraum. Methoden wie Frontalunterricht, nur Schulbücher lesen und Tafelabschreiben soll es hier nicht geben. Ausgehend von diesem Leitbild ergeben sich Besonderheiten für die Gestaltung von Lehr-/Lernsituationen und die Bereitstellung von ergänzenden Lehr-/Lerninhalten auf einer Lernplattform.

Zwei Wochen arbeiteten die Studierenden gemeinsam mit Dr. Jörg Wagner intensiv an der Komposition und medientechnischen Realisierung eines Deutschmoduls zur Thematik Wortarten. Ihr Ergebnis, ein Lehr-/Lernmodul als komplexes Selbstlernangebot, präsentierten die Studierenden am letzten Freitag am Germanistischen Institut.
Das Modul beginnt mit einem selbsterstellten Video, das die Lernenden in die Thematik einführt. Nachfolgende Lehr-/Lerneinheiten umfassen Bausteine wie Definitionen und die Erläuterung grammatikalischer Grundlagen zu Wortarten, Übungsaufgaben und Selbsttests. Einen Mehrwert sehen die Studierenden vor allem in der abwechslungsreichen Gestaltung der Übungsaufgaben sowie der Einbeziehung unterschiedlicher Feedbackinstrumente  – „Die SchülerInnen sollen aktiv mit hoher Selbstständigkeit und Motivation lernen“.

Etwas enttäuscht äußerten die Studierenden dennoch:
„Viel Arbeit und ein geringes Ergebnis… Mehr Übungsaufgaben wären erforderlich. Doch die Gestaltung war aufwändig – es fehlte Zeit.“ „Die Erstellung eines Gesamtkurses, der alle Kenntnisstufen berücksichtigt, ist zeitlich extrem aufwändig, sowohl in der Planung als auch in der Umsetzung. Die Einarbeitung in ‚Moodle‘ dauert lange, zudem werden die Probleme erst beim Einarbeiten der spezifischen Inhalte sichtbar. ‚Moodle‘ kann Unterricht ergänzen, ersetzt ihn aber nicht.“
Die Studierenden denken ihre Projektarbeit jedoch weiter. Im Vordergrund stand für sie zudem ein ausbaufähiges, leicht modifizierbares Modul zu erstellen, das eine Weiterentwicklung und den Einsatz in verschiedenen Schulformen zulässt. Sie möchten gern diese Form des Lehrens und Lernens, vielleicht auch ihr erstes Modul, in ihre spätere Unterrichtsgestaltung einbeziehen.

Positive Resonanz erhielten die Studierenden auch von den Gästen Frau Dr. Marie-Theres Müller vom Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) und Gunnar Junge vom Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA). Projektpartner Gunnar Junge sieht ein Potenzial im Neudenken des Unterrichts und der bewussten Anwendung multimedialer und handlungsorientierter Möglichkeiten einer modernen Lernplattform.
Das @LLZ betrachtet das vorgestellte Projekt als einen übertragbaren Modellversuch, in dem Lehramtsstudierende schon während des Studiums beginnen, die Schule von morgen mitzugestalten. Unsere zukünftigen Projekte für Lehramtsstudierende richten sich jedoch nicht ausschließlich auf die Einbeziehung von Online-Lehr-/Lernangeboten für SchülerInnen auf einer Lernplattform. Sie schließen beispielsweise auch die Einführung der Lehramtsstudierenden in den Umgang mit verschiedenen Technologien wie digitalen Whiteboards oder Tablets sowie entsprechende didaktische Einsatzszenarien für den Schulunterricht ein. Aus unserer Sicht müssen digitale Medien im Schulalltag Einzug halten, wenn Schulen weltoffen sein wollen. Lehramtsstudierende für einen kompetenten und sinnvollen Einsatz von digitalen Medien in der Schulpraxis zu qualifizieren, ist eine Herausforderung, der sich eine Hochschule heute stellen muss.

Literatur

Ein Gedanke zu „Lehrer Schlüsselqualifikationen Pilotprojekt „Online-Lernangebote im Fach Deutsch konzipieren, erstellen, evaluieren““

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