Wird es mit der Digitalisierung weniger Lehrende geben?

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Chemistry Day (cc by nc Penn State)

Nein. Jeder Blended-Learning-Kurs braucht auch Lehrende für die Erstellung und Betreuung der Online- und Präsenzanteile. Gute Lehre kommt ohne Lehrende nicht aus, egal auf welcher technischen Basis sie steht. Zugegeben, wenn die klassische Vorlesung tatsächlich aus dem Ablesen eine Scriptes besteht und diese Veranstaltung nur aufgezeichnet wird, hat sie potentiell eine unbegrenzte Reichweite. Da liegt die Idee nahe, die immer gleichen, grundständigen Vorlesungen mit einer didaktisch besonders begabten Koryphäe einmal abzufilmen und dann allen Studierenden des Faches zur Verfügung zu stellen. Was technische machbar ist (und bei einschlägigen Fachbüchern durchaus die Regel ist)  muss aber nicht unbedingt zum jeweiligen Profil des Studiengangs passen. Zudem ersetzt die Vorlesung nicht den Rest des Studiums, sie nimmt in der Gesamtschau zwar eine wichtige, aber insgesamt eher kleine Rolle ein. Das Lernen findet doch eher anderswo statt.
Weniger Lehrpersonal gilt erst recht nicht für die Präsenz- oder Online-Seminare, also jenen Veranstaltungsformaten, die ohne ausreichende Betreuung gar nicht zu realisieren sind. In den Anfängen der großen xMOOC’s haben manche Online-Universitäten gerade dies vernachlässigt und mussten sich schnell korrigieren.
Auf den Personalschlüssel einer Präsenz-Hochschule hat die Digitalisierung ohnehin wenig Einfluss, hier sind andere Faktoren wie z.B. die Anzahl der Studiengänge deutlich mächtiger. Klar ist aber auch: Online-Lehre ist aufwändig und nicht voraussetzungslos. Hierfür erforderliche Haushaltsmittel werden anderswo fehlen und sind nur zu rechtfertigen, wenn damit die Qualität der Lehre tatsächlich steigt.

Foto: Penn State, CC by nc
Teil 2 der Serie „Vorurteile“ (Teil 1)

Veranstaltungshinweis: Hochschuldidaktische Wochen an der HS Magdeburg-Stendal

Bereits zum dritten Mal finden an der Hochschule Magdeburg-Stendal kurz vor Beginn des neuen Semesters hochschuldidaktische Wochen statt.HSDW_1

Unter dem Motto „Zwischen den Semestern: Lehre planen, Neues ausprobieren“ werden vom 21. bis 30. September 2015 insgesamt 10 Workshops angeboten, mit denen das Zentrum für Hochschuldidaktik und angewandte Hochschulforschung (ZHH) Lehrende aller Hochschulen im Verbund HET LSA bei der Planung und Vorbereitung ihrer Lehrveranstaltungen im kommenden Wintersemester unterstützt. Folgende Themen werden in den Workshops behandelt:

  • Produktiver Umgang mit den Ergebnissen der eigenen Lehrevaluation
  • Methoden für Seminare und Übungen
  • (Neue) Lehrveranstaltungen kompetenzorientiert planen
  • Kompetenzorientiert prüfen
  • Gekonnt Reden halten – trotz Technik
  • Methoden für große Lehrveranstaltungen
  • Kompetenzorientierte Module entwickeln und beschreiben
  • Umgang mit Störungen in der Lehre
  • Blended Learning Szenarien mit Moodle konzipieren und weiterentwickeln
  • Kollegiale Beratung mit Hospitation (plus 2 Online-Sessions à 90 min)

Das ausführliche Programm mit den einzelnen Workshopbeschreibungen finden Sie hier.

Für Fragen wenden Sie sich bitte an Frau Christa Wetzel (christa.wetzel@hs-magdeburg.de).

Die Workshop-Anmeldung können Sie bis zwei Wochen vor dem jeweiligen Veranstaltungstermin direkt bei Frau Simone Winkler vornehmen (simone.winkler@hs-magdeburg.de).

Impressionen von der Langen Nacht der Wissenschaften

QR-Code Ralley zur Langen Nacht der Wissenschaften

In diesem Jahr stellte das LLZ an fünf Stationen multimediale Möglichkeiten vor, die in der universitären Lehre der Zukunft vermutlich zur Normalität werden: die Tour führte von elektronischen Prüfverfahren über Visualisierungs- und Interaktionsangebote bis hin zur automatischen Vorlesungsaufzeichnung und -bereitstellung. Verknüpft wurden die Stationen durch Aufgaben, deren Lösungen mit einem korrekt vervollständigten QR-Code zum Ziel führten.

„Moderne Lehre gestalten 2015“

Die Tagung „Moderne Lehre gestalten 2015“ des Zentrums für multimediales Lehren und Lernen (@LLZ) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unterteilt sich in die vierte Jahrestagung des @LLZ  und in das zweite Wissenschaftliche Kolloquium.
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Die Jahrestagung des Zentrums für multimediales Lehren und Lernen (@LLZ) am 1.10.2015 steht ganz im Zeichen von Vorlesungsaufzeichnungen und Videoeinsatz. Videos gehören inzwischen wie selbstverständlich zur multimedialen Lehre dazu, aber die Produktion gilt als aufwändig und der didaktische Einsatz muss gut überlegt sein. Oft wird übersehen, dass eine große Bandbreite an möglichen Szenarien und auch möglichen Videoarten existieren, von Vorlesungsaufzeichnungen als Einstieg über daraus weiter entwickelten kleinen Lerneinheiten oder selbst produzierten Bildschirmaufzeichnungen bis hin zu eigens produzierten Lehrfilmen. Am einfachsten ist sicherlich die Einbindung von frei verfügbaren Lehrmaterialien – wir zeigen Ihnen, wo Sie entsprechende Angebote finden. Unser Ziel besteht darin, Ihnen die gesamte Palette möglicher Produktions- und Anwendungsszenarien vorzustellen. Die Tagung richtet sich vor allem an Lehrende von Hochschulen, aber auch an interessierte Akteure aus Schulen, Behörden oder Firmen im E-Learning-, Multimedia- oder Weiterbildungsbereich.
Nach den Keynotes zu dieser Thematik von Frau Dr. Anne Thillosen (e-teaching.org) und Prof. Dr. Olaf Christen (Uni Halle) werden Lehrende aus fünf Fakultäten Beispiele ihrer Lehrpraxis präsentieren, zudem können Sie sich vor Ort über Vorteile, Produktionsmöglichkeiten und Umsetzungsszenarien informieren oder auch an einem der Praxisworkshops teilnehmen. Im Rahmen der Tagung wird zudem der Rektor unserer Universität den diesjährigen Preis für multimediales Lehren und Lernen, den @ward 2015, verleihen.


Das zweite Wissenschaftliche Kolloquium „Lernen – Verstehen – Wissen“ am 2.10.15 lädt alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein, über ihre Arbeiten zur Grundlagen-­ und Anwendungsforschung für eine moderne akademische Lehre zu berichten, wobei als inhaltlicher Schwerpunkt des Kolloquiums das E-Assessment gewählt wurde. Für die Keynote konnte Prof. Dr. Dietrich Albert (TU Graz) gewonnen werden.

Beide Tagungsteile stehen in einem Zusammenhang, können aber auch einzeln besucht werden.
Informationen zum Programm: http://www.llz.uni-halle.de/veranstaltungen/mlg15/
Gemeinsame Anmeldung: http://www.llz.uni-halle.de/veranstaltungen/mlg15/anmeldung/

Online-Kurse führen zu Motivationsverlust und weniger Kommunikation?

Wenn Lehrende in ihrem allerersten Online-Begleitkurs ein Forum eingerichtet haben, sind sie von eventuell ausbleibenden Beiträgen der Studierenden enttäuscht. Hat denn niemand inhaltliche Fragen oder Kommentare? Und wenn dann eine Frage kommt – warum geht es dann meist um die Prüfungen am Ende des Semesters? Und warum kommen trotzdem so viele in die persönliche Sprechstunde? Der Fall scheint klar: Online-Kommunikation funktioniert nicht.  

CC0 Public Domain

Bei der Online-Kommunikation sollte man sich von Vorbehalten, aber auch von überzogenen Erwartungen trennen. Auch in einem normalen Seminarraum sprechen nicht alle drauf los, sondern es gibt formale Kommunikationsaufforderungen (Fragen stellen lassen, direkt ansprechen, Zeit für Kommentare geben, ein Problem ausdiskutieren). Damit dies auch in einem Online-Kurs passiert müssen Lehrende und Studierende Vereinbarungen treffen und deren Einhaltung auch prüfen und gegenseitig einfordern. Grundsätzlich stehen dafür sehr viele Kanäle bereit: Zum Beispiel ein Forum allein für die technischen oder administrativen Fragen, inhaltliche Foren, einzufordernde Blogbeiträge, Feedback bei abzugebenden Aufgaben, Peer-to-Peer-Kritik und anderes mehr. Dies muss aber jeweils eingerichtet, vereinbart und eingefordert werden. Manche Lehrende klagen hier eher über ein Zuviel an Kommunikation und es gehört auch etwas Erfahrung dazu, das richtige Maß mit den richtigen Werkzeugen zu finden. Dennoch sollten Lehrende diese Arbeit nicht vollständig an Tutoren abgeben, denn Studierende schätzen den direkten Kontakt. Und wenn Kommunikation den Kern jeder Lehre darstellt, gilt dies selbstverständlich auch für Online-Angebote. Grundsätzlich kann online genau so viel kommuniziert werden, wie in einem Präsenzseminar, von dem wir wissen, dass die Beteiligung auch sehr schwanken, unterschiedlich verteilt sein kann und nicht zuletzt mit jüngeren Semestern auch geübt werden muss. Gerade die Online-Kommunikation bietet Lehrenden aber die Möglichkeit, auch gezielt einzelne Studierende anzusprechen, einzubeziehen und damit zu motivieren (natürlich nicht über das allgemeine Seminarforum). Auch die Gruppenarbeit wird über Online-Werkzeuge erleichtert, einmal mit Blick auf ihre administrative Einrichtung, zum anderen mit Blick auf den Prozess der gemeinsamen Gestaltung und Ergebnispräsentation.

Also: Wenn in Ihrem Begleitkurs die Kommunikation im Forum nur sporadisch erfolgt, liegt es vielleicht auch am Kurs-Design, an fehlenden Problemstellungen oder an fehlenden Absprachen mit den Studierenden. Ein Problem des Mediums ist es nicht.

Bild: Motivation, CC0 Public Domain