Hochschuldidaktische Prozessbegleitung als Pilot gestartet

Das Anliegen – eine Annäherung

Nachdem in den letzten beiden Semestern häufiger der Wunsch von Lehrpersonen nach einer intensiveren Begleitung geäußert worden ist, haben wir pilothaft ein neues Angebot bzw. ein neues Format, das der hochschuldidaktischen Prozessbegleitung, initiiert.

Dieses hochschuldidaktische Angebot besteht aus einer Integration von Beratungen und Coachings. Die Beratungen sind so konzipiert, dass die Prozessbegleitung sowohl inhaltliche Impulse bzgl. der methodisch-didaktischen Umsetzung gibt als auch die Moderation des Beratungsprozesses inne hat. Die sog. didaktisch-technische Beratung (Krüger, 2013), in der die Lehrperson ein klar umrissenes Anliegen hinsichtlich des Einsatzes einer Lerntechnologie formuliert, ist hiermit nicht gemeint, kann allerdings sehr gut als “Opener” verwendet werden. Die Coachings orientieren sich an der Erprobung der gemeinsam entwickelten hochschuldidaktischen Interventionen, welche teilnehmend beobachtet und deren Umsetzung in Feedbackgesprächen reflektiert wird. Folgende Elemente lassen sich identifizieren:

  1. Die zu Beginn des Prozesses stattfindende Auftragsklärung dient einerseits dem gegenseitigen Kennenlernen/der Vertrauensbildung und andererseits der Klärung des Bildungsanliegens.
  2. In den Beratungen werden die konkreten Entwürfe hochschuldidaktischer Interventionen gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung geplant.
  3. Die Kernelemente des Coachings, bestehend aus Hospitationen und Feedbackgesprächen, werden dabei nach einem festgelegten Prozedere durchgeführt.
  4. Neben der standardisierten Prozessevaluation werden ad hoc Feedbacks durch Studierende zum Ende der jeweiligen Lehrveranstaltung eingeführt.

Zum geplanten Ablauf

Quellen: Speech Bubble, LIuisa Iborra, thenounproject.com, (CC BY 3.0 US) | Feedback, Gregor Cresnar, thenounproject.com, (CC BY 3.0 US)
Farben geändert von Holger Teichert

Die zu Beginn des Prozesses stattfindende Auftragsklärung (A) dient einerseits dem gegenseitigen Kennenlernen und andererseits der Klärung des Bildungsanliegens bzw. der Identifikation der Problemfelder und der daraus resultierenden Zielformulierung. Falls sich das Anliegen der Lehrperson relativ klar umreißen lässt, können erste Ideen zu hochschuldidaktischen Interventionen erörtert werden.

Im ersten Beratungsgespräch (B) werden anfangs die aus der Auftragsklärung resultierenden Fragen und Wünsche behandelt, bevor es dann an die konkreten Entwürfe von hochschuldidaktischen Interventionen und deren Umsetzung geht. Handelt es sich bei einem oder mehreren Bildungsanliegen um ein digitales Lehr- und Lernszenario erstreckt sich m. E. die Beratung auch auf technische Aspekte und erfordert mglw. die Unterstützung bei der praktischen Umsetzung.

Der/die Lehrveranstaltungsbesuch/e (C) wird/ werden in Form einer Hospitation durchgeführt, welche per Videoaufzeichnung festgehalten wird. Geplant wird momentan, dass die Prozessbegleitung zu Beginn der ersten Lehrveranstaltung den Studierenden das Vorgehen erläutert.

Das ad hoc Feedbackgespräch (C) nach Beendigung einer Lehrveranstaltung findet in einem geschützten Raum statt und dient der Sammlung erster Eindrücke hinsichtlich des subjektiven Empfindens der Lehrperson. Im weiteren Gesprächsverlauf findet ein Abgleich der gesammelten Eindrücke statt, mit denen in den nachfolgenden Sitzungen weitergearbeitet werden kann. Das ad hoc Feedback der Studierenden ist integraler Bestandteil der Lehrveranstaltung und erfolgt am Ende der selbigen. Die Lehrperson erhält somit eine Rückmeldung zur Wahl und zur Umsetzung der hochschuldidaktischen Intervention.

Die Videosichtung (D) wird sowohl von der Lehrperson als auch von der Prozessbegleitung durchgeführt. Beide notieren sich ihre Beobachtungen unter Berücksichtigung des Zeitpunktes während der Lehrveranstaltung. Diese Phase kann auch als Einzelauswertung/ Reflektion der Lehrperson betrachtet werden.

Das ausführliche Feedbackgespräch (E) zwischen der Prozessbegleitung und der Lehrperson steht ganz im Zeichen des Austauschs und der Rückschlüsse, die die Lehrperson aus den gegenseitigen Beobachtungen ziehen kann.

Ich versuche am Ball zu bleiben, um über den weiteren Verlauf der Prozessbegleitung zu berichten.

Literatur

Kamphans, M./ Ernst, C./ Eickelmann, J./ Metz-Göckel, S. (September 2011): Lehr-Coaching in der Praxis – das „LeWI-Coaching“. Dortmund:  Journal Hochschuldidaktik.

Krüger, M. (2013): Hinwendung zu einer professionalisierten didaktischen Beratung. Begründung, Erkenntnisstand und Einsatzbeispiel. In M. Krüger & M. Schmees (Hrsg.): E-Assessments in der Hochschullehre. Einführung, Positionen & Einsatzbeispiele. Frankfurt a. M.: Reihe Psychologie & Gesellschaft

Löhmer, C. (März 2000): Coaching für Lehrende! Ein neuer Weg hochschuldidaktischer Weiterbildung. Handbuch Hochschullehre. Bonn: Raabe Fachverlag für Wissenschaftsinformationen.

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