Wird es mit der Digitalisierung weniger Lehrende geben?

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Chemistry Day (cc by nc Penn State)

Nein. Jeder Blended-Learning-Kurs braucht auch Lehrende für die Erstellung und Betreuung der Online- und Präsenzanteile. Gute Lehre kommt ohne Lehrende nicht aus, egal auf welcher technischen Basis sie steht. Zugegeben, wenn die klassische Vorlesung tatsächlich aus dem Ablesen eine Scriptes besteht und diese Veranstaltung nur aufgezeichnet wird, hat sie potentiell eine unbegrenzte Reichweite. Da liegt die Idee nahe, die immer gleichen, grundständigen Vorlesungen mit einer didaktisch besonders begabten Koryphäe einmal abzufilmen und dann allen Studierenden des Faches zur Verfügung zu stellen. Was technische machbar ist (und bei einschlägigen Fachbüchern durchaus die Regel ist)  muss aber nicht unbedingt zum jeweiligen Profil des Studiengangs passen. Zudem ersetzt die Vorlesung nicht den Rest des Studiums, sie nimmt in der Gesamtschau zwar eine wichtige, aber insgesamt eher kleine Rolle ein. Das Lernen findet doch eher anderswo statt.
Weniger Lehrpersonal gilt erst recht nicht für die Präsenz- oder Online-Seminare, also jenen Veranstaltungsformaten, die ohne ausreichende Betreuung gar nicht zu realisieren sind. In den Anfängen der großen xMOOC’s haben manche Online-Universitäten gerade dies vernachlässigt und mussten sich schnell korrigieren.
Auf den Personalschlüssel einer Präsenz-Hochschule hat die Digitalisierung ohnehin wenig Einfluss, hier sind andere Faktoren wie z.B. die Anzahl der Studiengänge deutlich mächtiger. Klar ist aber auch: Online-Lehre ist aufwändig und nicht voraussetzungslos. Hierfür erforderliche Haushaltsmittel werden anderswo fehlen und sind nur zu rechtfertigen, wenn damit die Qualität der Lehre tatsächlich steigt.

Foto: Penn State, CC by nc
Teil 2 der Serie „Vorurteile“ (Teil 1)

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