100 Jahre zu spät: Geschichtsstudierende twittern Novemberrevolution

Prof. Dr. Patrick Wagner in seinem Büro
Prof. Dr. Patrick Wagner dokumentiert mit Studierenden des Studiengangs Geschichte die Novemberrevolution von 1918/19 auf Twitter

Zum 100-jährigen Jubiläum der Novemberrevolution in Deutschland hauchen Studierende der Martin-Luther-Universität dem historischen Ereignis auf Twitter neues Leben ein. Gemeinsam mit ihrem Dozenten Prof. Dr. Patrick Wagner (Institut für Geschichte) erscheinen dafür im Verlauf des Wintersemesters täglich Kurzmitteilungen. Neben der Darstellung des historischen Ablaufs der Revolution in Halle wird auch das Alltagsleben in der Zeit unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg thematisiert.

Geschichte kurz und knapp

Eine besondere Herausforderung liegt in der Reduzierung der teilweise komplexen Ereignisse auf lediglich 280 Zeichen (maximale Zeichenanzahl bei Twitter pro Nachricht). Deshalb bereiten die Studierenden die Tweets in Kleingruppen anhand historischer Dokumente während des Seminars vor. Als Quellen dienen hierfür Zeitungsartikel und Bildaufnahmen, die dank der Kooperation mit dem Stadtmuseum und dem Stadtarchiv Halle genutzt werden. Weil wenig Worte aber nicht immer ausreichend sind, bietet die Webseite zum Projekt im Einzelfall noch ausführlichere Informationen und klärt im sogenannten Revolutionslexikon zeitgenössische Begrifflichkeiten.

Twitter-Account des Projektes "Die Revolution twittern" auf einem Smartphone
Am 08. November 2018, einen Tag nach Beginn, zählte der Twitter-Account des Projektes schon über 600 Follower (Foto: Benjamin Abicht & Elisa Thieme | CC BY 4.0)

Unterstützung durch das LLZ

Unterstützt wird das Vorhaben außerdem durch das LLZ. Neben fachlicher und technischer Beratung begleitet das Lernzentrum das Projekt mit umfangreichen Evaluationen. Diese sollen Erwartungen, Eindrücke und Herausforderungen deutlich machen, die ein solches Vorhaben mit sich bringt. Der Start ist in jedem Fall schon einmal gelungen – nach nur einem Tag Laufzeit kann der Twitter-Account schon über 600 Follower vorweisen.

Twitter auf Konferenzen

Bild von Ognian Mladenov, CC BY NC
Bild von Ognian Mladenov, CC BY NC

Kennen Sie dieses Szenario? Auf Ihrer Konferenz wird während eines Vortrags ständig ins Tablett oder Smartphone getippt. Teilnehmer twittern zum Thema des Vortrags, zitieren die Referenten, senden Fotos und relevante Links, geben Hinweise auf sonstige Quellen, berichten über eigene Erfahrungen oder Verabreden sich schlichtweg zum Mittagessen.

Twitter wird auf Konferenzen verwendet um den Dialog zwischen den Teilnehmern zu unterstützen. Unter den Teilnehmern werden Netzwerke gebildet, indem unter dem offiziellen Hashtag (z.B. #Konferenzname) Beiträge von max. 140 Zeichen geschrieben und veröffentlicht werden. Am Ende einer Konferenz können die Twitternachrichten über den Dienst von Storify zusammengefasst werden.

Für Teilnehmer, die in anderen Sessions sind oder die an der Konferenz nicht aktiv teilnehmen sind diese Beiträge sehr wertvolle, aktuelle und authentische Informationsquellen.

Twitter ist im Jahr 2015 auch das beliebteste Tool zum Lernen, wie Jane Hart in ihrer jährlichen Untersuchung zu den Top 100 Tools for Learning 2015 feststellen konnte. Unter einem Tool versteht sie: „A learning tool is any software or online tool or service that can be used for your own personal learning or for teaching or training.“

Linktipps

  • Wenn Sie sich über die Funktionsweisen von Twitter erkundigen möchten, kann ich Ihnen die Linksammlung von Webstandard-Blog empfehlen.
  • Wer zum Thema E-Learning informiert bleiben möchte, empfehlen wir den Twitterkanal des LLZ zu folgen.

Personal Learning Network

Die bei slideshare geteilte Präsentation „Creating a Personal Learning Network“ von Corinne Weisgerber vermittelt auf sehr anschauliche und praxisorientierte Weise den Nutzen und Aufbau eines persönlichen Netzwerkes über verschiedene soziale Medien. Im Vordergrund stehen hier Twitter, Blogs und Social Bookmarks. Wie nebenbei erklärt sie mit, dass Twitter im Grunde mehrere Dienste vereinigt und nimmt auch gleich die Sorge, dass man auch immer selbst etwas posten müsse. Dies sei zwar der Idealfall, aber für den Einstieg reiche auch erst einmal ein Zuhören, eine Art passives Suchen.
Die Frage ist freilich: wem zuhören? Was Corinne Weisgerber mit drei kleinen Anstrichen beschreibt, „Identify people in your field whose work you admire“, „Use Twitter’s search engine to find their Twitter handle“ und „Follow them on Twitter“ kann gerade in speziellen Fachgebieten eine zeitraubende Angelegenheit werden. Daher sind die nachfolgenden Tipps auf Seite 24 der Präsentation sehr hilfreich: Wie man nämlich auf Grundlage der ersten Gefundenen Follower diesen Bereich erweitert.
Eine ähnlich hilfreiche Praxisanleitung liefert sie zu Blogs und Bookmarks.
Als Nutzen für die Hochschullehre sieht sie zum Beispiel eine mögliche Erweiterung des Curriculums, die Möglichkeit einer aktiven Suche („Followerpower“) und natürlich die tägliche Verfügbarkeit neuer Informationen aus dem eigenen Fachgebiet.
Die auch grafisch sehr gelungene Darstellung kann dabei als Vorbild für eigene Ideen dienen, ebenso wie die Bereitschaft, die Präsentation auch gleich bei slideshare einem breiten Nutzerkreis zur Verfügung zu stellen.