Das Hochschulforum Digitalisierung veranstaltet vom 25. bis 27. Juli 2018 eine Summer School für 30 Teilnehmende aus der Lehre und aus Medien- und Didaktikzentren. In interaktiven Formaten tauschen sie Erfahrungen aus und lernen von- und miteinander, wie die Digitalisierung von Lehren und Lernen in ihrer Hochschule gestaltet und befördert werden kann.
Die dreitägige Veranstaltung bietet den Teilnehmenden die Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und von- und miteinander zu lernen, wie die Digitalisierung von Lehren und Lernen in ihrer Lehre bzw. Hochschule gestaltet und befördert werden kann.
Alle Teilnehmenden bringen eine konkrete Herausforderung aus ihrer Lehre/Hochschule mit, die sie bei der HFD Summer School bearbeiten möchten. Hierfür nutzen wir das Format der Kollegialen Beratung: In kleinen Gruppen beraten sich die Teilnehmenden wechselseitig zu ihren “Fällen” und entwickeln gemeinsam Lösungsideen.
Inspiration gibt es an allen drei Tagen durch Workshops und Lightning Talks, bei denen die Teilnehmenden eigene Themen setzen und gute Praxisbeispiele aus ihrer Hochschule vorstellen können. Internationale Referenten ermöglichen den Blick über den Tellerrand.
Viele Akteure sind sich einig: „Ohne zentrale Entscheidungen bezüglich Infrastruktur, Organisationskultur und Personalentwicklung, wird gute digitale Lehre nur in begrenzten Subsystemen stattfinden.“ (Hochschulforum Digitalisierung, 2016: 31).
Lehrende werden im Hochschulalltag bei der Planung, Entwicklung und Implementierung nachhaltiger Blended-Learning-Szenarien von unterstützendem Personal begleitet. In hochschul- und mediendidaktischen Zentren sind bereits neue Tätigkeitsprofile entstanden und zahlreiche MitarbeiterInnen haben sich untereinander vernetzt.
Anknüpfend an Timo van Treecks Blogbeitrag zum Thema „Netzwerkbildung auf Twitter“, wird im Folgenden auf aktuelle Tendenzen zum Ausbau von Vernetzungsstrukturen rund um das Thema Digitalisierung in der Hochschullehre eingegangen.
Eines der ersten formellen Netzwerke ist die Arbeitsgruppe „AG Digitale Medien und Hochschuldidaktik“ der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (DGHD) gewesen. Sie tagte erstmalig 2013 und ist nun in der Vorbereitung des 11. Treffens auf der DGHD in Karlsruhe 2018. Bei den Treffen diskutieren KollegInnen aus den deutschsprachigen Ländern anvisierte Fragen, ihren jeweiligen Hintergrund betreffend, mit Blick auf eine weitere Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe. Damit die Diskussion auch außerhalb der Treffen stattfinden kann, wurde sowohl eine Google Plus Community für den informellen Austausch gegründet, als auch ein Blog eingerichtet, um regelmäßige Berichte aus den Hochschulen zu ermöglichen.
Ein weiteres Netzwerk für die Hochschullehre wurde Anfang 2017 vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) ins Leben gerufen. Dieses richtet sich primär an Hochschullehrende, MitarbeiterInnen von Unterstützungsstrukturen und Studierende. Auch diesbezüglich wurde ein informeller Austausch auf der Plattform Mattermost ermöglicht und ein jährliches Netzwerktreffen für alle Interessierten eingerichtet. Das HFD bietet darüber hinaus Austausch und Qualifizierungsangebote im Rahmen von einer Winterschool und demnächst einer Sommerschool mit einem „Support-Track“ an, der sich vornehmlich an MitarbeiterInnen von Medien- und Didaktikzentren richtet. Im letzten Kernteamtreffen des Netzwerks für die Hochschullehre wurden weitere Vernetzungsangebote, wie regionale Treffen, angedacht.
Regional interagieren Akteure auf unterschiedliche Art und Weise, wie zum Beispiel auf dem Edtech Leipzig. Hier kommen Schullehrer, MitarbeiterInnen von Medien- und Didaktikzentren und Startups zusammen, um sich über Herausforderungen und Zukunft der Digitalen Bildung auszutauschen und gemeinsam zu diskutieren.
Es ist interessant und wie sich neue Netzwerkstrukturen des unterstützenden Personals an den Hochschulen zurzeit bilden. Zukünftig müssen wir uns die Frage stellen, wie sich neue Netzwerke mit bereits Vorhandenen verbinden lassen.
Gibt es in Ihrer Region weiterer Beispiele für Vernetzungsangebote? Sehr gern möchte ich hiermit diese aufrufen, diese hier im Kommentarfenster, auf der Google Plus Community oder auf der Plattform Mattermost zu dokumentieren.
Dieser Blogbeitrag ist erstmalig am 6.12.2017 im Blog der AG Digitale Medien und Hochschuldidaktik erschienen.
Am 1. Dezember 2016 bilanzierte in Berlin die Abschlusskonferenz des Hochschulforums Digitalisierung mit zahlreichen Diskussionen, Workshops und Präsentationen die Arbeit der vergangenen drei Jahre. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Politik und der Hochschulen waren sich darin einig, dass die Potenziale digitaler Bildung flächendeckend erst genutzt werden können, wenn Veränderungsprozesse auf hochschulstrategischer Ebene angestoßen werden.
Eine grundlegende Erkenntnis lautet: „Ohne zentrale Entscheidungen bezüglich Infrastruktur, Organisationskultur und Personalentwicklung wird gute digitale Lehre nur in begrenzten Subsystemen stattfinden.“ (Hochschulforum Digitalisierung, 2016: 31). Speziell der Zuschnitt von Personalstrukturen an den Hochschulen hat Jörg Dräger in einem Tweet hervorgehoben. Dieses Thema soll auch im Fokus dieses Blogbeitrags stehen.
Digitalisierung braucht neue Personalstrukturen an Hochschulen. Kommen instructional designer auch bei uns? https://t.co/6rQAxII3jj#hfd16
Die Integration digitaler Medien in die Lehre verlangt von vielen Lehrenden zusätzlich zur täglichen Arbeitsbelastung einen nicht unerheblichen Aufwand. Um Lehrende bei der Planung und Umsetzung der Lehre zu unterstützen, wird immer öfter das Berufsbild des Instructional Designer genannt. Aber was verstehen wir darunter?
Willox et al. formulieren die Aufgaben von Instructional Designern sehr weitgehend: „An instructional designer is a „creative professional who helps build bridges between elds of education and develops additional infrastructure to help teachers teach and students learn.“ (2016).
International gesehen ist das Aufgabengebiet der Instructional Designer eher uneinheitlich ausgeprägt. Das Forschungsinstitut Intentional Futures (2016) führte eine Studie mit 780 Personen durch, die an Hochschulen (schwerpunktmäßig USA) die Aufgaben eines Instructional Designers übernehmen. Dabei zeichnete sich ab, dass Konsens weder bezüglich der Bezeichnung des Stellen- noch des Tätigkeitsprofils existiert. 49% der Befragten gaben an, unter der Berufsbezeichnung „Instructional Designer“ zu arbeiten. Andere Bezeichnungen waren Instructional Technologist, Distance Education Specialist, Academic Developer und Online Learning Consultant. In der Literatur lassen sich noch weitere Bezeichnungen finden wie Educational Technologist (GB), Learning/Educational Designers (Australien) (vgl. Obexer & Giardina, 2016) oder Learning Engineers (USA) (Willcox et Al. 2016).
Auch übergeordnete Begriffe sind keineswegs eindeutig. So kamen Mayrberger, K. & Kumar (2014) zur Frage, ob die Bezeichnung „Mediendidaktik“ das Pendant zum englischen Educational Designer ist, zu dem Schluss, dass es keine eindeutige Übereinstimmung der deutschen und englischen Fachbegriffe gebe.
Dabei beschäftigen sich Wissenschaftler schon länger mit der Frage, welche Aufgaben Instructional Designer an einer Hochschule zugeordnet werden können. Obexer & Giardina (2016) haben nach einer umfangreichen Recherche mögliche Handlungsfelder für Instructional Designer an den Hochschulen identifiziert (s. Grafik). Die Tätigkeitsfelder sind sehr umfangreich und gehen mit unterschiedlichen Anforderungen einher (Intentional Futures, 2016).
Auch Jörg Dräger erklärt im folgenden Video, welche konkreten Tätigkeitsfelder daraus für Instructional Designer an den Hochschulen entstehen könnten.
Intentional Futures (2016) schätzt die Zahl der Instructional Designer an US-Hochschulen auf 13.000. Vergleichbare Daten fehlen für deutsche Hochschulen, dennoch werden zur Begleitung der Digitalisierung an Hochschulen (wenn auch so nicht benannt) Instructional Designer beschäftigt. Im Rahmen einer Recherche unter den Qualitätspakt-Lehre-Projekten lassen sich 89 Einträge finden, die E-Learning/Blended-Learning als Schwerpunkt der Maßnahmen haben. Zusätzlich beschäftigen E-Learning- und hochschuldidaktische Einrichtungen wissenschaftliche Mitarbeiter mit dem Profil eines Instructional Designers. Es mangelt allerdings an Sichtbarkeit und Bekanntmachung dieses Tätigkeitsprofils.
Während international Instructional Designer in Verbänden wie the Association for Learning Technology (ALT) (UK) oder ISTE (USA) vernetzt sind, beschränken sich deren Aktivitäten in Deutschland vorrangig auf die 2013 gegründete AG Digitale Medien und Hochschuldidaktik der DGHD, in der sich Instructional Designer regelmäßig austauschen und vernetzen können. Dennoch lässt sich kein umfassender Austausch wie in diesem Beispiel finden.
Auch die Frage nach der Qualifikation der Instructional Designer an deutschen Hochschulen deutet auf noch viel Entwicklungspotential hin. Hervorzuheben sind beispielsweise die Masterstudiengänge an der PH Heidelberg oder der Universität Duisburg-Essen, aber Fortbildungsmaßnahmen für Berufstätige fehlen weitgehend. Immerhin wurden erste Konzepte für die Professionalisierung der E-Learning-Berater beim Einsatz digitaler Medien in der Hochschulehre (Tjettmers et al., 20114) publiziert.
Das Hochschulforum Digitalisierung empfiehlt, nicht zuletzt in seinem Abschlussbericht 2016 „The digital Turn“, Veränderungsprozesse auf hochschulstrategischer Ebene anzustoßen. Einer der Aspekte bezieht sich auf den Aufbau von Strukturen für unterstützendes Personal: „Zur Professionalisierung der Hochschuldidaktik mit digitalen Medien braucht es beispielsweise Instruktionsdesigner, um die Lehrenden zu unterstützen und Lehrveranstaltungen und Curricula weiterzuentwickeln beziehungsweise erfolgreich umzusetzen.“ (2016: 132). Hochschulen wird empfohlen ihre Stellenpläne dementsprechend zu erweitern und entsprechende neue Personalkategorien zu schaffen (vgl. Hochschulforum Digitalisierung (2016).
Zusammenfassend ist also festzustellen, dass sich die Tätigkeit eines Instructional Designers in Deutschland offenbar erst jetzt zu profilieren beginnt. Auch bei der Erforschung verschiedener Ansätze und Strukturen rund um Instructional Designers an den Hochschulen bleibt noch viel zu tun. So gilt es im Forschungsbereich Studien zur Erfassung der Aufgaben, der Arbeitsweise und der Erfahrungen von Instructional Designer an deutschen Hochschulen durchzuführen. Perspektivisch müssten sich Standards für die beruflichen Qualifikationen sowie der Ausbau an Vernetzungsstrukturen etablieren.
Quellen
Hochschulforum Digitalisierung (2016). The Digital Turn – Hochschulbildung im digitalen Zeitalter. Arbeitspapier Nr. 27. Berlin: Hochschulforum Digitalisierung. (Verfügbar unter: https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/abschlussbericht (06.12.2016)
Mayrberger, K. & Kumar, S. (2014). Mediendidaktik und Educational Technology: Zwei Perspektiven auf die Gestaltung von Lernumgebungen mit digitalen Medien. IN: K. Rummler (Hrsg.), Lernräume gestalten – Bildungskontexte vielfältig denken. Münster: Waxmann. S.44-55.
Obexer, R und Giardina, N. (2016). What is a Learning Designer? Support roles and structures for collaborative E-Learning implementation. IN: Wachtler, J.; Ebner, M.; Gröblinger, O.; Kopp, M.; Bratengeyer, E.; Steinbacher, H.-P.; Freisleben-Teutscher, C.; Kapper (Hrsg). Digitale Medien: Zusammenarbeit in der Bildung. Medien in der Wissenschaft, 71. Waxmann: Münster. S. 137-146
Tjettmers, S., Grüter, M., Krüger, M., Steffen, R., Dräger, S., Rhein, R., Bott, O. (2014). Professionalisierung der Beratung zum Einsatz digitaler Medien in der Lehre: Das Weiterbildungskonzept „Hochschuldidaktische Beratung“. IN: O. Zawacki-Richter, D. Kergel, N. Kleinefeld, P. Muckel, J. Stöter, K. Brinkmann (Hrsg.), Teaching Trends 2014. Offen für neue Wege: Digitale Medien in der Hochschule. Münster: Waxmann. S. 249-263.