Praxisbeispiele aus Sachsen-Anhalt: KI-gestützte Lehr- und Lernformate an der Hochschule Harz und der Hochschule Anhalt

Im Rahmen der Arbeitsgruppe „Künstliche Intelligenz in der Lehre“ der E-Service-Agentur der Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt (eSALSA) werden seit 2024 innovative Best-Practice-Beispiele zur Integration von KI in die Hochschullehre gesammelt und sichtbar gemacht. Ziel ist es, Lehrenden im Land inspirierende Einblicke in bereits erprobte Einsatzszenarien zu bieten und zu zeigen, welches Potenzial KI für moderne Lern- und Lehrprozesse eröffnet. Zwei aktuelle Beispiele stammen von der Hochschule Harz und der Hochschule Anhalt: An der Hochschule Harz steht die kritische Arbeit mit KI-generierten Texten und der professionelle Umgang mit Prompting im Fokus, während die Hochschule Anhalt mit der Lernapp „Brian“ auf personalisierte Lernpfade und KI-gestützte Lernbegleitung setzt. Beide Ansätze verdeutlichen, wie KI Lehr- und Lernprozesse sinnvoll ergänzen und didaktisch bereichern kann.

Verwaltungsdigitalisierung in der Praxis: KI-Nutzung als fester Bestandteil der Lehre

Die Professur für Verwaltungsdigitalisierung an der Hochschule Harz bereitet Studierende gezielt auf ihre zukünftige Tätigkeit in der öffentlichen Verwaltung vor. Da moderne Verwaltungen zunehmend von digitalen Prozessen, datengetriebenen Entscheidungen und dem Einsatz KI-basierter Systeme geprägt sind, spielt der kompetente Umgang mit Künstlicher Intelligenz eine zentrale Rolle im Curriculum. Parallel zu den Lehrveranstaltungen begleitet Prof. Dr.-Ing. Marcus Schmidt im Rahmen von Abschlussarbeiten die Einführung des KI-Textassistenten LLMoin in der Landesverwaltung Sachsen-Anhalts – ein Praxisbezug, der unmittelbar in seine Lehre einfließt.

Studierende sollen daher nicht nur verstehen, was Künstliche Intelligenz leisten kann, sondern auch lernen, wie sie KI verantwortungsvoll und reflektiert in ihrem zukünftigen Arbeitsalltag nutzen. In verschiedenen Modulen – darunter in der der Vertiefung Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung, dem Modul Medien- und Digitalkompetenz sowie dem Seminar E-Government – ist der Einsatz generativer KI ausdrücklich erwünscht. Studierende dürfen KI sowohl in der Lehrveranstaltung als auch bei der Erarbeitung von Präsentationen und eine auf den Inhalten der Präsentation basierende Ausarbeitung, aktiv nutzen.

Der didaktische Ansatz basiert auf zwei Leitgedanken:

Zunächst beschreiben die Studierenden auf etwa einer halben Seite ihr Prompting-Verfahren und legen offen, wie sie bei der Textgenerierung vorgegangen sind. Anschließend erstellen sie mit Unterstützung eines KI-Modells eine Zusammenfassung zum jeweiligen Thema von etwa 1,5 Seiten. Damit wird sichtbar, wie sie die KI steuern, welche Entscheidungen sie treffen und wie sie die Qualität der generierten Inhalte einschätzen.

Durch die Kombination aus Nutzung, Reflexion und Analyse wird eine zentrale Kompetenz zukünftiger Verwaltungsmitarbeitender gestärkt: der souveräne und verantwortungsvolle Umgang mit KI. Studierende lernen, worauf es beim Einsatz generativer Modelle ankommt, wie sie KI sinnvoll steuern und wie sie die Ergebnisse inhaltlich prüfen – Fähigkeiten, die in der Verwaltungspraxis zunehmend unverzichtbar sind.

KI-Tutor „Brian“ begleitet Studieremnde an der Hochschuel Anhalt

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Lehre stammt von der Hochschule Anhalt. Im Wintersemester 2024/2025 untersuchte ein Praxisprojekt im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, wie personalisierte Lernansätze mit digitalen Tools unterstützt werden können. In diesem Rahmen setzte Vanessa Fehlig, Mitarbeiterin im Projekt praxwerk, gemeinsam mit Prof. Stefan Stumpp in zwei Marketing-Lehrveranstaltungen die KI-gestützte Lernplattform Brian ein.

Die App ermöglicht es Lehrenden, aus eigenen Materialien – etwa Skripten, Folien oder Textdateien – automatisch Quizfragen, Karteikarten, KI-Dialoge und individuelle Lernpfade zu generieren. Studierende erhalten dadurch eine personalisierte Lernumgebung, die semesterbegleitend genutzt werden kann. Brian wurde dabei ergänzend zum Lernmanagementsystem Moodle eingesetzt.

Ein zentrales Element ist der KI-gestützte Lernpartner, der über interaktive Dialoge individuelles Feedback gibt und Lernende durch offene Aufgabenstellungen begleitet – ähnlich einem Tutor. Lehrende können über ein Dashboard Lernfortschritte, typische Fehler und die Nutzungsaktivität einsehen. Damit verbindet Brian Adaptivität, Gamification und Lernstandsdiagnostik.

Die bisherigen Erfahrungen des Projektteams zeigen jedoch ein gemischtes Bild: Zwar kamen bei den 118 teilnehmenden Studierenden insgesamt über 272 Nutzungsstunden zusammen, jedoch entfiel ein Großteil dieser Zeit auf etwa ein Drittel der Studierenden – vor allem kurz vor der Prüfung, wie die Zugriffszahlen zeigen.

In der Begleitevaluation berichten 62 Prozent der Studierenden von einem positiven Einfluss auf ihren Lernerfolg, und mehr als die Hälfte wünscht sich den Einsatz der App in weiteren Modulen. Viele Rückmeldungen betonen den motivierenden Charakter des Tools und die Möglichkeit, Inhalte flexibel und abwechslungsreich zu wiederholen. Gleichzeitig gibt es auch kritische Stimmen – etwa Bedenken hinsichtlich möglicher KI-Fehler oder die persönliche Präferenz für handschriftliches Lernen. Diese Perspektiven verdeutlichen, dass KI-gestützte Angebote didaktisch begleitet und an unterschiedliche Lerngewohnheiten angepasst werden müssen.

Brian bietet als moderne KI-Lösung zum individuellen Lernen viele Vorteile, jedoch ist die Nutzung des Tools recht kostenintensiv und das Nutzungsverhalten der Studierenden sehr unterschiedlich ausgefallen, entsprechend könnten Lehrende auch alternative, kostenlose Ansätze in Betracht ziehen. In den meisten Lernmanagementsystemen wie ILIAS und Moodle steht beispielsweise Gamification bereits zur Verfügung – ein Tool, das alle Studierenden nutzen. Zudem besteht für Lehrende die Möglichkeit, über Chat.AI ein intelligentes KI-Tool zu erstellen, das auf einer selbst gepflegten Wissensdatenbank basiert und den Studierenden zur Verfügung gestellt werden kann. Dieser Dienst steht Hochschulen im Land Sachsen-Anhalt (ausgenommen die FH Polizei) bereits zur Verfügung. Eine Anleitung finden Sie hier.

Nachlese zur ersten LLZ-Tagungspause

Im vergangenen Dezember fand direkt am Steintor-Campus die erste LLZ-Tagungspause für Lehrende der Geistes- und Sozialwissenschaften statt. Der Schwerpunkt lag dabei nicht – wie bei vielen universitären Veranstaltungen üblich – auf reinen Input-Formaten, sondern auf dem, was zwischen Vorträgen und Seminaren passiert: konkrete Gespräche über das Thema und die Vernetzung verschiedener Akteure. So trafen im gläsernen Seminarraum I sowohl erfahrene als auch neugierige Dozierende aufeinander und konnten Erlebtes und Ideen miteinander austauschen.

Ganz ohne Input geht es an der Hochschule ja dann doch nicht; deshalb boten Posterwände mit ausgewählten Best-Practice-Beispielen der Martin-Luther-Universität einen Einblick in die multimedialen Konzepte der Kolleginnen und Kollegen. Viele davon waren bei der Tagungspause ebenfalls zu Gast und konnten so direkt Rede und Antwort zu ihren Projekten stehen.

Die Idee, Gespräche zum Mittelpunkt der Veranstaltung zu machen, traf auf großen Anklang und somit entstand eine lockere Atmosphäre auch zwischen bisher unbekannten Gesichtern, flankiert mit einem leckeren Häppchen-Buffet und gesprächsanregenden Getränken. Wir finden; so kann es weitergehen! Die LLZ-Tagungspause geht deswegen im Frühsommer 2020 in eine zweite Runde. Mehr Informationen dazu folgen.

Alle Fotos in diesem Beitrag wurden von Benjamin Abicht aufgenommen. Die Gäste der Veranstaltung wurden zuvor auf die Anfertigung der Fotografien hingewiesen.

Von der vagen Idee zur konkreten Fragestellung

Im offenen Selbstlernkurs Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens wurde nun ein neues Kapitel veröffentlicht: Themenfindung und Orientierung. Studierende erfahren hier, wie sie von einer vagen Idee zu einem (ihrem) geeigneten Thema und schließlich zu einer wissenschaftlichen Fragestellung gelangen: Welche Wege kann ich bei der Themensuche gehen, welche Methoden nutzen? Wie behalte ich den Überblick? Wie sammle und strukturiere ich Ideen und erste Inhalte, wie gliedere ich später konkrete Inhaltsbausteine?

Die Idee ist schon da, wie komme ich nun zu einer wissenschaftlichen Fragestellung? (Quelle: Pexels | pixabay.com)

Von Anfang an den Überblick behalten, sich überhaupt sicher in seiner Themenwahl sein und Schritt für Schritt Wissen sammeln und strukturieren, darum geht es. Dabei geben wir Empfehlungen, Hinweise sowie Denk- und Übungsaufgaben auf den Weg und hoffen, somit ein Stückchen hilfreich zu sein.

Das Kapitel Themenfindung und Orientierung ist das erste im Lernmodul Orientierung, Verwaltung & Dokumentation, in dem demnächst weitere Kapitel online gestellt werden – so auch ein umfangreiches zu Literaturrecherche und Lesentechniken- und -strategien.

 

Weitere Inhalte werden im öffentlichen Bereich der Lernplattform ILIAS der MLU nach und nach online gestellt; mittlerweile sind fünf von sieben Lernmodulen online:

  • Modul: Wissenschaftliches Denken & Arbeiten
  • Modul: Grundlagen des Urheberrechts
  • Modul: Planung & Vorbereitung einer wissenschaftlichen Arbeit
  • Modul: Orientierung, Verwaltung & Dokumentation
  • Modul: Präsentation & Visualisierung
Ein Überblick über die online verfügbaren Lernmodule (farbig hinterlegt) des Selbstlernkurses “Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens”. CC BY SA @LLZ

 

Der gesamte Kurs des @LLZ steht unter der Lizenz CC BY-SA 4.0 DE; er kann also vervielfältigt, verbreitet, öffentlich zugänglich gemacht und bearbeitet werden.

Über Feedback freuen wir uns im Übrigen sehr; bitte nehmen Sie an unserer Umfrage teil. Vielen Dank!

E-Klausuren in der Deutschdidaktik – ein Erfahrungsbericht

E-Klausuren sind nicht nur ein Weg, um den Betreuungsaufwand großer Studierendengruppen zu effektivieren. Sie bieten auch durch verschiedene Prüfungsformen und Antwort-Wahl-Verfahren, die notwendige Flexibilität für verschiedene Fachbereiche und Prüfungsinhalte.

Prof. Dr. Michael Ritter, Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik, Fachbereich Deutsch und Ästhetische Bildung, schildert in zwei Filmbeiträgen, die im Rahmen des Online-Kurses „Hochschullehre mit digitalen Elementen gestalten“ entstanden sind, seine Erfahrungen über die Einführung von E-Klausuren in der Deutschdidaktik an der Martin-Luther-Universität. Darin beschreibt er warum es zu Neukonzipierung von Prüfungsformen in seinen Lehrveranstaltungen kam und resümiert erste Erfahrungen, die er mit dieser Prüfungsform bisher sammeln konnte.

Die Filmbeiträge wurden als Lehrmaterial für den Grundlagenkurs „Hochschullehre mit digitalen Elementen gestalten“ produziert und stehen auf dem YouTube-Kanal des Netzwerkes digitale Hochschullehre zur freien Verfügung (CC BY SA).

Weitere Informationen zu den Angeboten des Netzwerkes digitale Hochschulelehre HET LSA finden Sie auf unserer Homepage.

Filmbeiträge:

Eine Anmeldung zum nächsten Online-Kurs „Hochschullehre mit digitalen Elmenten gestalten“ ist ab sofort über die Weiterbildungplattform des LLZ möglich.

Digitale Medien digital gelehrt

Am Dienstag, 18.Juni 2019 um 14 Uhr spricht Herr Matthias Melzer in der Webinar-Reihe Lehrimpulse über „Anwendung und Entwicklung von eLearning-Szenarien für die Lehre im Bereich Digitale Medien“.

Das Referat beleuchtet am Praxis-Beispiel des „Campus-Online-Magazins Merseburg“ Möglichkeiten Präsenzlehre mit eLearning-Angeboten auf Grundlage des Inverted Classroom Modells sowie mit Evaluation und Feedback Angeboten für Studierende zu bereichern. Im zweiten Teil des Vortrages wird veranschaulicht, wie Studierende aus unterschiedlichen Masterstudiengängen selbst eLearning-Angebote produzieren und welche inhaltlichen und didaktischen Grundlagen die Studierenden dabei selbst beachten und kennen sollten. Ausgewählte Ergebnisse studentischer Arbeiten werden gezeigt und diskutiert.

Zur Teilnahme an der Veranstaltung folgen Sie einfach folgendem Link: webconf.vc.dfn.de/webinarreihe2/. Eine Installation zusätzlicher Software ist nicht erforderlich.

Matthias Melzer ist Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Hochschule Merseburg, Lerncoach und lehrt im Fachbereich Soziales.Medien.Kultur. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter lehrte er in den Themenfeldern Onlinejournalismus, Statistik und digitales Lernen.

Der Vortrag ist Teil der Webinar-Reihe Lehrimpulse aus den Verbundhochschulen des Netzwerkes digitale Hochschullehre. Es fördert den Austausch zwischen den Lehrenden zu den Themen E-Didaktik und digitale Hochschullehre.

Weitere Termine und Themen der Webinar-Reihe finden Sie auf der Website des Verbundes HET LSA sowie auf unserem YouTube-Kanal.