Gegen Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern hat eigentlich niemand etwas, im Gegenteil. Selten wird etwas so einmütig gefordert wie mehr Kompetenzen insbesondere im Umgang mit den „neuen Medien“, den „neuen“ sozialen Netzwerken, dem Internet im Allgemeinen und dem Datenschutz im Besonderen.
Nicht selten ist in diesem Zusammenhang die Verwendung des Attributes „neu“ nach 20 Jahren schon so alltäglich geworden, dass man es genau so wenig hinterfragt wie die Medienkompetenz selbst, die nach klassischen Maßstäben natürlich auch Medien wie Radio und Fernsehen und selbst die Printmedien mit einschließt.
Aber wer von Medienkompetenz spricht, könnte (ganz abgesehen von unterschiedlichen inhaltlichen Definitionen) zwei sehr verschiedene Dinge im Kopf haben: Zum einen die Medienkompetenz als „Ermöglichungspraxis“ für eine selbstbestimmte und kompetente Nutzung der angebotenen Dienste, für ein Leben quasi „im und mit dem Netz“, als Ort der persönlichen Kommunikation, des Austausches und nicht zuletzt auch des Lernens im Umgang mit dem Medium selbst. Zum anderen das eher angstgetriebene Verständnis von Medienkompetenz als Gefahrenabwehr und Zugangsvoraussetzung, als Bollwerk gegen Computerkriminalität, Cybermobbing und Datenklau, in dem man vom Internet als Nicht-Informatiker besser die Fänger lässt.
Aber gehört beides nicht zusammen? Ist das Ideal nicht wie stets in der Mitte zu finden und könnte man die beiden extremen Meinungen nicht als Randphänomene abtun?
Eher nicht, denn es sind eben keine gleichwertigen Positionen, die nur von einem vermuteten Durchschnitt abweichen. Wer Angst, Abwehr und Gefahren in den Vordergrund rückt, verpasst nahezu zwangsläufig die Chancen der kompetenten Teilhabe. Wenn eine Landesregierung beispielsweise Lehrenden die berufliche facebook-Nutzung verbietet, dann ist facebook im Unterricht grundsätzlich nicht einsetzbar, die entsprechende Kompetenz kann also gar nicht ausgebildet werden. Eine Verbotsmentalität vermittelt keine Kompetenz, es verlagert nur den Ort.
Nur wer umgekehrt auf eine ermöglichende Medienkompetenz setzt, neben den Chancen auch die Gefahren kennt (aber mit ihnen umzugehen weiß) und Kompetenzen als „handelnden Umgang mit Wissen“ begreift, kann alle Aspekte mit einschließen.
Mit Risiken können wir umgehen, Gefahren sind wir ausgeliefert. Genau darum brauchen wir mehr Medienkompetenz, wobei es aber nicht ausreicht, diese immer wieder nur zu fordern. Hier gibt es klare Verantwortlichkeiten: für die Lehramtsausbildung sind es die Hochschulen, in den Schulen die Lehrerinnen und Lehrer, im Bereich der Lehrerweiterbildung die entsprechenden Landesinstitutionen. Worauf noch warten?