Google Story Builder greift das Prinzip des gemeinsamen Editierens von Dokumenten in Google Docs auf und verwandelt es in ein reizvolles Tool zum Erstellen von kurzen textbasierten Videos. Im Grunde handelt es sich um eine Textanimation, die den kooperativen Schreibprozess simuliert und dadurch die Entstehung einer Geschichte oder Textes auf unterhaltsame Weise verdeutlicht.
In Google Story Builder werden Rollen vergeben, die insgesamt bis zu zehn Interaktionen ausführen. Diese können darin bestehen, dass Text hinzugefügt, bereits vorhandener Text geändert oder gelöscht wird. Die Schreibgeschwindigkeit der einzelnen Rollen kann angepasst und Pausen eingefügt werden. Das Ganze wird von dem Geräusch einer Tastatur begleitet und kann auch mit Musik unterlegt werden.
Das Erstellen solcher Geschichten ist zum einen ein Zeitvertreib, kann aber auch gewinnbringend in der Lehre eingesetzt werden. Mögliche Einsatzszenarien sind:
- Erstellen einer animierten Einführung bzw. eines Überblicks zu einem Kapitel eines Onlinekurses
- Anleitung zum Umgang mit einem Text
- Einsatz als kreatives Lernprodukt mit Fokus auf die Kernaussage des Materials
- Darstellung der Abwägung von Argumenten
- Darstellung eines Standpunktes in Form eines fiktiven Interviews
- Förderung des (kreativen) Schreibens bei jüngeren Schülern
- Förderung des Planens eines Projekts
Im Sommersemester 2013 hat Dr. Marcus Bergmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Videos dieser Art in seiner Veranstaltung „Fallpraxis Strafrecht“ genutzt, um den juristischen Gutachtenstil darzustellen und auf typische Fehler hinzuweisen. Er hat dazu die Form eines schriftlichen Dialogs zwischen dem fiktiven Studenten Ilias und sich selbst gewählt, um die konkrete Erarbeitung eines strafrechtlichen Gutachtens nachvollziehbar zu machen.
Schlüsselfaktor ist, dass durch die Animation die Entwicklung des Textes miterlebt und nachvollzogen werden kann. Es wird nicht nur ein fertiges Endprodukt in Form eines statischen Textes präsentiert, sondern dessen Entstehung gezeigt. Außerdem wird der Anwender durch die im Tool vorgegebene Kürze des Videos gezwungen, sich auf eine konkrete Aussage zu konzentrieren. Dies ist ein Vorteil, wenn das Video als Handlungsprodukt am Ende eines Lernprozesses stehen, ein allzu großes Abschweifen oder zu ausführliche Elaboration aber vermieden werden soll.
Die Erstellung eines Google Story Builder Videos erfolgt in fünf Schritten.
- Benennung der Rollen. Dabei können den Rollen Farben für ihre jeweilige Cursormarke zugewiesen werden. Es können maximal zehn Rollen hinzugefügt werden.
- Geschichte schreiben. Hier kann Text für die einzelnen Rollen eingegeben werden. Die Rollen können auch Text, der zuvor geschrieben wurde, ändern oder ganz löschen. Man kann auswählen, welche Rolle zu welchem Zeitpunkt agiert. Es sind maximal zehn Interaktionen möglich. Das Video kann jederzeit als Vorschau angesehen werden.
- Dokument benennen.
- Gegebenenfalls Musik hinzufügen. Man kann hier aus sieben bereitgestellten Optionen auswählen.
- Den eigenen Namen oder ein Pseudonym eingeben, um das Video zu veröffentlichen und einen Link zum Teilen zu erhalten.
Zu beachten ist, dass beim Schreiben des Dialogs vorangegangene Schritte durch den Anwender nicht nachträglich korrigiert werden können, ohne dass die späteren Aktionen gelöscht werden. Es empfiehlt sich daher, vorab ein Skript zu schreiben. Das kann im Unterricht gut eingesetzt werden, um das Planen eines Projektes anhand einer kurzen, überschaubaren Arbeit einzuüben.
Leider wird für das Video ausschließlich ein Link zur Verfügung gestellt, der dann an andere geschickt werden kann. Möchte man das Video speichern oder auf der eigenen Website, Lernplattform oder YouTube zur Verfügung stellen, muss ein Umweg gewählt werden. Dies kann erreicht werden, indem man das Video mithilfe einer Screencast-Software aufzeichnet und dann auf die gewünschte Weise bereitstellt.
Ein Vorteil für den Einsatz im Bildungskontext ist, dass kein Account angelegt werden muss, um ein Video zu erstellen. Schüler oder Studierende können daher jederzeit eigene Projekte umsetzen.