Neuer Onlinekurs: Barrierearmut in der digitalen Lehre

Das Leben für Studierende mit Beeinträchtigungen oder auch in besonderen Lebenslagen ist seit Corona noch mühsamer geworden als es eh schon ist. Dann kam die digitale Lehre an die Hochschulen, zahlreiche Videokonferenzen, Online-Prüfungen – die Universitäten sind in den Ausnahmezustand geraten und dabei längst nicht barrierefrei. Ein wesentlicher Bestandteil einer inklusiven Universität ist jedoch das barrierefreie oder wenigstens das barrierearme Studieren.

Ganz sicher kann man viele Barrieren in der (digitalen) Lehre nicht komplett beseitigen, aber man kann sie verringern. Teilweise klappt dies sogar recht einfach. Angefangen von der Planung einer (digitalen) Lehrveranstaltung, deren Durchführung bis hin zur Prüfung. Kleine Maßnahmen helfen bereits, eine gleichberechtigte Teilnahme für alle Studierende zu ermöglichen und deren Lernsituation zu verbessern.

Gesundheitliche Beeinträchtigungen (z. B. Sehstörungen) erschweren den Alltag. Foto: Felix Reißenweber | LLZ

Das Zentrum für multimediales Lehren und Lernen (LLZ) hat gemeinsam mit dem Verbundprojekt HET LSA einen frei zugänglichen Onlinekurs erstellt, der nun im öffentlichen ILIAS-Bereich verfügbar ist. Der Kurs gibt in insgesamt 4 Lernmodulen einen Überblick über die Barrierearmut in der digitalen Lehre. Er soll über die Möglichkeiten (und Pflichten) Lehrender innerhalb ihrer eigenen Lehre informieren und dazu motivieren, die Online-Seminare und Videokonferenzen, Prüfungen sowie die Lehr- und Lernmaterialien zu überdenken und entsprechend zu gestalten.

Vier Lernmodule geben einen Überblick über Barrierearmut in der Lehre.

Die vier Lernmodule – zwei davon sind online – können unabhängig voneinander bearbeitet werden. Sie enthalten zahlreiche Hinweise, Anleitungen, weiterführende Unterstützungs- und Beratungsangebote sowie Denkaufgaben und Impulse. Der gesamte Kurs des LLZ und des Verbundes steht unter der Lizenz CC BY-SA 4.0 DE; er kann vervielfältigt, verbreitet, öffentlich zugänglich gemacht und bearbeitet werden. 

Hier der Link zum Onlinekurs: www.llz.uni-halle.de/barrierearmut 

Und nun: Viel Erfolg beim Mitmachen, Lernen und Umsetzen! 

Wir freuen uns über Ihr Feedback, vielen Dank.

Einige allgemeine Hinweise für Hochschullehrende

  • Seien Sie offen gegenüber verschiedenen Beeinträchtigungen, zumindest versuchen Sie offen zu sein und signalisieren Sie, dass alle Studierende willkommen sind und ihre Anliegen und Bedarfe äußern können.
  • Bitte geben Sie Ihren Studierenden frühzeitig Informationen zu den Lernmaterialien, -formaten, zum Ablauf und zu den Arbeitsmethoden bekannt. Dies erleichtert für alle die Planung. Es können zudem vorab Barrieren überhaupt erkannt und somit Unterstützungsangebote gemacht werden.
  • Stellen Sie zu sämtlichen Online-Veranstaltungen eine Mitschrift bzw. eine schriftliche Ausarbeitung zur Verfügung. Zusammenfassungen, “Tafelbilder”, Notizen, Screenshots u. ä. sind für Sehbehinderte und Blinde, Hörbehinderte, Mobilitätseingeschränkte oder Studierende, die zu Hause Kinder betreuen, sehr hilfreich.
  • Regelmäßiges Feedback seitens Studierender sollte willkommen sein. Sprechen Sie dies bitte direkt an.
  • Reflektieren Sie immer wieder Ihre eigene Einstellung gegenüber Barrieren. Viele Barrieren sind überhaupt nicht sichtbar; oft werden einige Beeinträchtigungen vergessen oder schlicht übersehen. Denken Sie daher so oft wie möglich daran und versuchen Sie sie zu berücksichtigen: angefangen bei der Planung, bei Videokonferenzen, bei Prüfungen.

Der Aufbau eines E-Learning-Netzwerks der Hochschulen Sachsen-Anhalts

Verbundhochschulen in Sachsen-AnhaltAn den Hochschulen in Sachsen-Anhalt befindet sich das E-Learning in einem Übergang von einer Pionierphase zu einer nachhaltigen Implementierung. Als konkretes Beispiel kann die Gründung eines Zentrums für das multimediale Lehren und Lernen (@LLZ) im Jahre 2012 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hervorgehoben werden. Auch an anderen Hochschulen im Land Sachsen-Anhalt wird gegenwärtig an der Implementierung von E-Learning-Strategien gearbeitet.

Auch im Verbundprojekt HET LSA lässt sich eine Etablierung des Themas beobachten, da zwei der sechs beteiligten Hochschulen ihren Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung des multimedialen Lehrens und Lernens zur Professionalisierung der Hochschullehre gelegt haben.

Da in Praxis und Literatur Kooperationen zwischen Bildungsinstitution als Erfolgskriterium tragfähiger E-Learning-Geschäftsmodelle angesehen werden (Seufert/Zwellweger, 2004), war es naheliegend, ein E-Learning-Netzwerk der Verbundhochschulen im Land Sachsen-Anhalt zu gründen.

Der Hauptgedanke ist, ein landesweites Netzwerk der E-Learning-Aktiven aufzubauen und somit Kompetenzen zu bündeln, um in der Lage zu sein, sich gegenseitig zu diversen E-Learning-Themen zu beraten und zu unterstützen. Zu diesen zählen Lehrende, MitarbeiterInnen zentraler Einrichtungen wie Rechenzentrum, E-Learning-Services, Zentren für Hochschuldidaktik/Weiterbildung und angewandte Hochschulforschung, Bibliotheken usw.

Unter der Moderationsleitung der Mitarbeiterinnen des Teilprojekts an der Martin-Luther-Universität beschlossen die Verbund-MitarbeiterInnen am 15. April 2013 die Gründung einer Arbeitsgruppe (AG) E-Learning.

Die Arbeit der AG wurde nach relevanten E-Learning-Themen gegliedert. Insgesamt wurden zehn E-Learning-Themenbereiche und eine Laufzeit bis zum Ende des Verbundprojektes (Ende 2016) vereinbart. Diese Themenbereiche sind:

  1. Kick-off „E-Learning“ (27.05.2013)
  2. E-Plattformen & Beratungsstruktur (18.07.2013)
  3. Rechtliche Fragen im E-Learning (14.10.2013)
  4. Vorlesungsaufzeichnungen & Videos in der Lehre (31.01.2014)
  5. E-Assessment (29.04.2014)
  6. E-Portfolios (15.07.2014)
  7. Lernobjekte-Management (CampusConnect) (September 2014 – März 2015)
  8. Open Educational Resources & MOOC (28.04.2015)
  9. Mobile Learning (Juni 2015)
  10. Qualität von E-Learning-Arrangements (Oktober 2015)

Ausgelöst durch das Bestreben, die E-Learning-Aktivitäten an den Verbundhochschulen in Sachsen-Anhalt zu erfassen und eine Verbreitung des E-Learning an den Verbundhochschulen anzuregen, wurden in der AG E-Learning erste Erfahrungen und Ergebnisse gesammelt. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der AG E-Learning.

 

Quelle
Seufert, S. & Zellweger, F. (2004) Gestaltung von Geschäfts- und Kooperationsmodellen für eLearning an Hochschulen. In Euler, D. & Seufert, S. (Hrsg.): eLearning in Hochschulen und Bildungszentren. Gestaltungshinweise für pädagogische Innovationen. München: Oldenbourg Verlag.